Geschichte - en détail


Der »Gebäude-Oldtimer« in der Käfertaler Straße 162 entstand ab ca. 1880 für die damalige Badische Brauerei. Schon 1917 wurde der Betrieb wieder eingestellt.

Nach der Zigarrenfabrikation füllten bis 1970 Metallverarbeitung, Druckerei und Elektrotechnik viele Räume mit Menschen und Gütern.

Dann wurden Bildung und Freizeit immer wichtiger: Die Schule für Physiotherapie, der Judo-Club und das "Umwelt-Zentrum" boten neue Gelegenheiten. Auch Waren wurden gehandelt: Teppichböden, Autoteile, Spielautomaten, ... .

Seit wenigen Jahren treibt die Vielfalt des Lebens neue Blüten in den alten Mauern: Informationstechnologie, Multimedia, Event-Support. Statt große Mengen Gerstenmalz und schwere Sudkessel schultern die gußeisernen Säulen etliche Gigabytes - sicher eine ihrer leichtesten Übungen in den letzten 120 Jahren.

Chronik der Käfertaler Str. 162 und Umgebung in Mannheim (Stand: 28.3.2016):

Dank allen Unterstützern bei der Recherche!

   
Heinz Ebenhög Volker von Offenberg
Klaus Ehm Sebastian Parzer
Ernst Eisenhauer Michael Philipp
Dieter Ernst Karl Rexroth
Günter Fischer Dr. Hanspeter Rings
Hans Flaig Andrea Rößler
Christian Freund Günter Ruhm
Albert Gieseler Dr. Monika Ryll
Dr. Anja Gillen Nikolaus Satter
Werner Hammerschmidt Lore Sättele
Anton Herrmann Carola Schwarz
Liselotte Herrmann Bettina Schwarzweller
Berthold Ilk Karl Trautmann
Dr. Heinz Köhler Norbert Waldherr
Peter Lauser Richard Waldherr
Uwe Löscher Marc Wegner
Gerda Niderehe Ursula Wieland

Vorbemerkung:

Um Gebäude und Stadtbild an einem bestimmten Ort zu verstehen, bedarf es vielfältiger Bezüge. Neben Natur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sind oft Aspekte aus Architektur, Denkmalschutz, Technikentwicklung, Gesetzgebung und Archivlage interessant. Auch die Wirkung einzelner Persönlichkeiten zu berücksichtigen erscheint sinnvoll. Trotzdem bleibt die Abgrenzung subjektiv. Dem Leser bleibt es überlassen, ihm Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Auch die Frage, wie bedeutsam betrachtete Gebäude und Stadtbild für die Stadtkultur sind, wird bei der großen Zahl möglicher Kriterien sicher versch. Antworten finden.

Hinweise auf Fehler, Ergänzungsmöglichkeiten und Dokumente sind immer willkommen!

Zur Geschichte der Firma Waldherr: Bitte Texte und Bilder nach der Chronik beachten!

Eine Quellenliste und eine »Suchliste« stehen am Ende der Chronik.

10000 v.Chr.
Nach dem Ende der letzten Eiszeit wehen in der spärlich bewachsenen, einer Tundra ähnlichen Landschaft vorwiegend westliche Winde. So entstehen östlich des Rheins Flugsanddünen, die sich im heutigen Mannheim in einer Kette »Käfertaler Wald - Feudenheim - Seckenheim - Friedrichsfeld - Rheinauer Wald« hinziehen. Der vom Odenwald kommende Neckar wird von den Dünen abgelenkt und fließt als »Bergstrassen-Neckar« Richtung Nord-Nordwest und mündet erst beim heutigen Trebur in den Rhein.

ca. 9000 v.Chr.
Dem Neckar gelingt zwischen Feudenheim und Seckenheim der Durchbruch durch die Dünenkette. In verschiedenen Flußbetten erreicht er den Rhein und bildet dabei ein System von Flußschlingen (z.B. Feudenheimer Au) und Altwassern. Auch der Rhein bildet Mäanderbögen aus (z.B. Sandhofer Altrhein). Sand- und Bodenschichten werden flächig abgetragen. Verbleibende höher gelegene Gebiete bilden eine bis zu acht Meter hohe Geländestufe, das Hochufer. Die heutigen südlichen Mannheimer Innenstadt-Quadrate liegen auf einer früheren »Hochufer-Insel«. Die heutige Röntgenstraße folgt vermutlich dem früheren Hochufer, das aber an der heutigen Ecke zur Käfertaler Straße nördlich Richtung Waldhof abknickt. Später verläuft hier die Hochuferstraße.

766
Im Lorscher Codex wird Mannheim erstmals erwähnt: ein Fischerdorf.

1607
Der Kurfürst verleiht Mannheim die Stadtrechte, nachdem er 1606 den Grundstein für die Festung gelegt hat.

1751
In Mannheim gibt es 71 Brauereien.

1801
In den Mannheimer Quadraten gibt es 46 Braustätten, in denen in handwerklichen Maßstäben produziert und an der selben Adresse auch konsumiert wird: Brauhaus und Gasthaus sind noch eins. Zur Produktion genügt Handarbeit: die Muskelkraft von zwei Menschen, Braumeister und Knecht.

1805
Die 1792 begonnene Neckarbegradigung wird vollendet. Zwischen heutiger Röntgenstraße und Neckar verbleibt der tieferliegende Weiße Sand (heute Klinikum-Gelände).

1819
Noch steht der Rabenstein mit Begräbnisplatz in der späteren Käfertaler Str. 175. Von 1748 bis 1796 gab es hier 33 Enthauptungen.

1821
Der Galgen steht noch im 3.Sandgewann (heute ungefähr Eingang zum Hauptfriedhof): 29 Hängungen von 1748 bis 1796.

1822
Ein Teil des Hochufers zum weißen Sand (heute Klinikum-Gelände) ist vermutlich zur Sandgewinnung abgebaut. Der Sandhang gehört zur Schießbahn. Daneben steht ein Schützenhaus (schon 1752).

1833
Gründung des Deutschen Zollvereins und damit Wegfall der exporthinderlichen Binnenzölle.

1840
Die Eisenbahnlinie Mannheim-Heidelberg wird eröffnet.

1842
Der neue Hauptfriedhof mit Eingangsgebäude wird im 3.Sandgewann eingeweiht.

1845
Die Kettenbrücke über den Neckar (heute Kurpfalzbrücke) wird eingeweiht und kostet bis 1874 Brückengeld.
»Überm Neckar« wird im hochwassersicheren, aber flußnahen 5.Sandgewann der erste, grundwassersichere Bierkeller von einem 23jährigen Braumeister gebaut. Beim »Eismachen« (kein historischer Beleg für Mannheim) im Winter wird mit Pferdefuhrwerken Flußeis zur Kühlung des Suds und des lagernden Biers eingebracht. Die Lage ist sehr verkehrsgünstig an der alten Landstraße von Mannheim nach Käfertal, der Käfertaler Straße. Die Keller entstehen nach Aushub des Sandbodens in zehn Meter Tiefe als gemauerte Gewölbe und werden anfangs nur zur Lagerung genutzt. Das Winterbier hält sich durch die Natureiskühlung länger und wird so zu Lagerbier. Sommerbier muß aber mangels Eis jung verkauft werden. Neben der Lagerung wird im Herbst auch die Konzession zum Ausschank erteilt.
Auch in der späteren Käfertaler Str.162 entsteht schon ein Bierkeller durch den Braumeister Peter Anton Roes der Wirtschaft »Zur Stadt Lück« in P 2. Lück leitet sich vom Namen der belgischen Stadt Lüttich ab, ein Hinweis auf einen frühen Wirt oder Eigentümer.
Das Gebiet entlang der Käfertaler Straße ab Nr.162 ist »wohl gelegen«. Sogar Weinbau wird 1882 betrieben. Der Stadtteil heißt später Wohlgelegen.

1850
In Mannheim gibt es noch 20 Brauereien.

1862/1869
Mit dem neuen Gesetz über die Gewerbefreiheit werden auch die Bierbrauerzünfte abgeschafft. Die technische Entwicklung durch die industrielle Revolution verändert Wirtschaftweisen und Arbeitsalltag.

1865
Der 20jährige Christoph Hofmann, Sohn des Bürgermeisters von Siegelsbach bei Bad Rappenau übernimmt zusammen mit seinem Bruder Edmund den Vorläufer der Eichbaum-Brauerei.

1870
In der Käfertaler Straße entsteht bei einem Eichbaum-Vorläufer das erste Sudhaus für die erste Produktion in großem Maßstab.

1871
Es gibt in Mannheim noch 14 Brauereien.

1873
Teure Maschinen und Rohstoffe können durch Massenproduktion und Umsatzerlöse nicht finanziert werden. Preiserhöhungen von 25% beim halben Liter führen zur Ausrufung eines »Bierstreiks« und Abhaltung einer »Volksversammlung« mit dem Thema »Das Großkapital, die von den Brauern Mannheims projectirte Erhöhung des Bierpreises«. In mehreren Gasthäusern in den Quadraten kommt es zu Handgreiflichkeiten und erheblichem Glasbruch. In der Presse ist die Rede vom »Mannheimer Bierkrawall«.

1877
Christoph Hofmann verkauft seine Anteile an der späteren Eichbaum-Brauerei an seinen Bruder Edmund. Er erwirbt die Brauerei »Zur Stadt Lück« im Quadrat P 2, zu der schon Flurstücke in der heutigen Käfertaler Str.162 gehören. Weitere Flurstücke werden hinzuerworben.

Gast- und Brauhaus »Zur Stadt Lück« in P 2, 10-11 im Jahr ?
Gast- und Brauhaus "Zur Stadt Lück" in P 2, 10-11 im Jahr 1905?
Sammlung Christian Freund, Mannheim.

1881
Bei der Bierproduktion hat Maschinenarbeit die Handarbeit ersetzt. Es entstehen in Mannheim Brauerei-Aktiengesellschaften, um die moderne Produktion im Industriemaßstab zu finanzieren. Die »New Economy der Gründerzeit« nutzt neue Erfindungen: Kühlmaschine von Linde (1876), Tiefbrunnenbohrung, ab ca. 1910 LKW-Transport in die Region.

1882
Der weiße Sand (heute Klinikum-Gelände) heißt jetzt Fohlenweide und ist »Militärschießplatz«.

1883
Der Schlußstein von Christoph Hofmann im neuen Bierkeller der späteren Badischen Brauerei wird gesetzt.

Schlußstein

1884
Die Dampfstraßenbahn nach Feudenheim wird eröffnet.

Die Direktoren-Villa, heute Eckhaus genannt, und das danebenstehende alte Sudhaus (heute »Braustübl") sind fertiggestellt. Am Treppenaufgang von der Käfertaler Straße befinden sich in der schmiedeisernen Tür die Initialen »CH« für Christoph Hofmann.

1885
Es gibt eine neue Verpackung für ein altes Produkt: erste Flaschenabfüllungen. Metallbügel pressen "Porzellanköpfchen" mit Gummidichtung auf die Flaschenöffnung. Interessant der Hinweis auf dem selten erhaltenen Flaschen-Etikett:
»Dieses aus feinstem Malz und Hopfen nach Münchener Art stark eingebraute absolut reine Bier ist besonders schwächlichen Personen und Reconvalescenten ärztlicherseits empfohlen.«


Flasche mit selten erhaltenem Papier-Etikett


Weißglas-Flasche der Badischen Brauerei


Porzellankopf einer Sprudel-Wasser-Flasche der Badischen Brauerei


"Porzellanköpfchen" und Bügelflasche mit erhabener Schrift im Glas


Flasche mit den Wappen von Baden und Mannheim

1886
Erste Probefahrt von Karl Benz mit seinem Gasmotorwagen im Quadrat T 6.

Am 31.12. gründet der jetzt 42jährige Christoph Hofmann mit seinem Brauereibetrieb »Zur Stadt Lück« die Badische Brauerei AG Mannheim. Das Eigenkapital beträgt 800.000 M. Der Generalanzeiger berichtet: »Die Actien sind von hiesigen Kapitalisten sämmtlich fest übernommen ...«.

1887
Eine eingleisige Dampfbahn fährt von Mannheim durch die Käfertaler Straße über Käfertal und Viernheim nach Weinheim: neue Absatzgebiete und neue Kunden für die Brauereien.

Die Stadt Mannheim verkauft einen »größeren Terraincomplex« an die Badische Brauerei »zur Erweiterung der Kellereien«. Vermutlich entsteht darauf das Mälzereigebäude.

Die Baufirma F.&A.Ludwig ist die hauptsächliche oder einzige Erbauerin der Badischen Brauerei. Zahlreiche Entwürfe stammen vermutlich vom Geschäftsführer und Architekten August Ludwig.
Der Komplex aus roten und gelben Backsteinen ist reich gegliedert. Gesimse, Lisenen, Rundbogen-Blendfelder und Konsolen-Fries unterhalb des Traufgesimses werden später dem Historismus, in erster Linie der Neoromanik zugeordnet.
Im Plan von 1899 sind alle für eine Brauerei erforderlichen Teile verzeichnet, u.a. Kohlekraftwerk, Dampfmaschine, Kältemaschine, Stallungen und Dunggrube. Die Gewölbekeller sind aus Sand- und Ziegelsteinen erbaut und haben eine Scheitelhöhe bis zu 5,20 m. Das Mälzereigebäude entsteht, vermutlich aushubsparend an der Stelle der früheren Schießwand. Die große Menge an Ziegelsteinen stammt möglicherweise aus versch. Tongruben und Ziegelbrennereien. So gibt es Varianten bzgl. Farben und Haltbarkeit.

Die Keller haben eine Gesamtfläche von ca. 2700m², die Erd- und Obergeschosse von ca. 9000m². Es gibt Stallplätze für 17 Pferde. Der Hof ist teilweise überdacht. Ein eigener Brunnen ist vorhanden.


Brauerei-Lageplan von 1899.
Quelle: Stadtarchiv Mannheim, Nachlass Ludwig, Nr. 21.


Ansicht um 1890

1888
Das Eigenkapital wird um 600.000 M aufgestockt.
Die ersten Dampfmaschinen waren liegende Einzylinder-Ventilmaschinen mit 40 bis 60 PS von der Maschinenfabrik Augsburg (später MAN). Sie trugen die Fabr.-Nr. 860 von 1886 und 1101 von 1888.

Wahrscheinlich am 5.August fährt Bertha Benz (39 Jahre) an der Badischen Brauerei vorbei nach Feudenheim. Mit ihren Söhnen Eugen (15) und Richard (13) unternimmt sie die spektakuläre Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim, die erste Überlandfahrt mit einem Kraftfahrzeug. Vgl. www.bertha-benz.de

1889
Die Badische Brauerei übernimmt in Heidelberg die Brauereien »Neues Essighaus« und »Diemerei«.

Der Generalanzeiger berichtet von einem »Strike sämmtlicher Brauergehilfen« wegen versagter Lohnaufbesserung, was am Folgetag als »kleine Meinungsdifferenzen« neu berichtet wird.

Einladung an die »Herren Actionäre« der Badischen Brauerei AG, die Malzfabrik und andere Neuanlagen »in Augenschein zu nehmen«. Damit ist die Errichtung aller großen Gebäude für die Brauerei abgeschlossen.

Die Badische Brauerei wird erstmals namentlich im Bericht der Handelskammer erwähnt. Sie ist der drittgrößte Biersteuerzahler in Mannheim und produziert fast nur für Abnehmer im Land Baden. Die beiden größeren Konkurrenten Eichbaum und Mayerhof sind dagegen stark im Export.

1890
In der Generalversammlung sind 786 Aktien vertreten. Christoph Hofmann verläßt den Vorstand, Emil Thiemann folgt ihm. Der Verkauf von Flaschenbier »findet Anklang«. Es gibt wirtschaftliche Probleme und Meinungsverschiedenheiten über die Richtigkeit eines Bilanzpostens.

Für Firmen gibt es noch keine festgelegten Signets und Schriften, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts üblich werden. So mutet heute das Schild der Badischen Brauerei von ca. 1890 etwas seltsam an. Der Textinhalt ist die Information. Ein Logo als Sinnbild und Wiedererkennungsmerkmal sowie eine eigens für das Unternehmen gestaltete Schrift fehlen.


Schild der Badischen Brauerei

1891
Eine Klage von Christoph Hofmann gegen die Badische Brauerei wird vor Gericht verhandelt.

1892
Mannheimer Wirte sehen ihren Ausschank durch die Flaschenbierproduktion der Brauereien beeinträchtigt, da jetzt zu Hause statt im Wirtshaus getrunken wird.

1893
Die Badische Brauerei ist nach Eichbaum der zweitgrößte Biersteuerzahler in Mannheim und bleibt dies über fünfzehn Jahre. Im Export bleibt sie lange an dritter Stelle. Die Badische Brauerei verkauft 1606 m² für 4.818 Mark an die Eichbaum-Brauerei.

1896
Auf dem Schützenfestplatz zum XV.Verbandsschießen wird nur Bier der Badischen Brauerei ausgeschenkt. Brauereidirector Richard Sauerbeck ist "Ehrenmitglied des Central-Comité im Gesammt-Festausschuß", zugleich auch Präsident des Badischen Sängerbunds, und hat wahrscheinlich zur exklusiven Ausschankposition der Badischen Brauerei beigetragen.


1896: Anzeige vom Stammhaus der Badischen Brauerei AG.


1896: Anzeige aus der Schützenfestzeitung.

1897
Dank der Eisenbahn geht der Export über den regionalen Markt hinaus. Der Name der Badischen Brauerei wird bei Neujahrsgrüßen zur Kundenpflege eingesetzt.

In Pforzheim gibt es ein Depot der Badischen Brauerei Mannheim.
In Pforzheim gibt es ein Depot der Badischen Brauerei Mannheim.

1898
Nach Fertigstellung des neuen, größeren Sudhauses wird das alte zum »Braustübl« umgebaut.

1899
Die Fohlenweide auf dem "Militärschießplatz" wird in einen Park umgewandelt.

1902
Die Badische Brauerei übernimmt das Schwetzinger Brauhaus (M.Mayer&Co.).

1903
Richard Sauerbeck, Direktor der Badischen Brauerei, wird Mitglied der Handelskammer für den Kreis Mannheim. Das Gremium ist auf 25 Personen begrenzt. Der erste Bauabschnitt des neuen Schulhauses zwischen heutiger Käfertaler und Friedrich-Ebert-Starße wird bezogen. Der zweite Teil geht erst 1910 nach einem Schreinerstreik in Betrieb.

1904
Das Maschinenhaus der Brauerei wird umgebaut. Neue Maschinen werden aufgestellt.


Ungewöhnlich: »Badisches Brauhaus« steht statt Badische Brauerei auf der Ansichtskarte und dem Schild über dem Eingang der Wirtschaft.

1905
In der Badischen Brauerei sind 15 Beamte und 103 Arbeiter beschäftigt.

1906
Ein großer Teil des weißen Sandes wird als »Neckar-Park« zwischen Friedhof-Weg (heute Röntgenstrasse) und verbleibendem Sand am Neckar angelegt.

Die Badische Brauerei übernimmt die Bierbrauerei Gehrig in Auerbach.

1910
Michael Ruhm erhält "in Anerkennung 21jähriger treuer Dienste" als "Bierführer" der Badischen Brauerei ein "Ehrendiplom nebst Medaille".


Bierführer Michael Ruhm mit Ehrendiplom

1911
Die Badische Brauerei steht mit einem Ausstoß von 68.000 Hektoliter in Deutschland auf Rang 175 (Eichbaum mit 110.000 hl auf Rang 96, Durlacher Hof mit 70.000 hl auf Rang 168 - Eichbaum im Jahr 2002: über 1.000.000 hl und 350 Mitarbeiter).

Das »Auerhahn-Bowlengefäß« wurde gestiftet »Der Kochkunstausstellung Mannheim 1911« von »Badische Brauerei . Mannheimer Aktienbrauerei . Bierbrauerei Durlacher Hof H.J.Rau . Brauereigesellschaft Eichbaum & Aktienbrauerei Ludwigshafen a./Rh.« Auf dem 48 cm hohen und von Griffaußenseite zu Griffaußenseite 42 cm breiten dreiteiligen Metallkörper sind Szenen der Jagd mit Hunden auf Hirsch, Wildschwein, Fuchs und Hase dargestellt. Im Innenraum hat ein zylindrische Glasschale mit 9,5 l Inhalt Platz.


Auerhahn-Bowlengefäß

1912
Eine Postkarte zeigt zur »Erinnerung an die Badische Brauerei« die Belegschaft mit ca. 80 Personen: Brauer, Küfer, Schmiede, Fuhrwerker ... Bürokräfte zeigen die Vielfalt einer industriellen Arbeitsteilung. Außer einem Pferdefuhrwerk ist auch ein Kraftfahrzeug als Zeichen der Modernität zu sehen.


1912: Erinnerungs-Postkarte
Quelle: Stadtarchiv Mannheim, Sammlung Albrecht, Album 1439

1914
Der erste Weltkrieg beginnt.


Undatierte Visitenkarte nennt Niederlagen in Heidelberg, Sinsheim/Elsenz, Bruchsal, Mühlhausen und Wiesloch.

1915
In der Generalversammlung sind 19 Aktionäre mit 677 Aktien. Die Dividende fällt im Gegensatz zu den anderen Mannheimer Brauereien wiederholt aus. Gemäß Direktor Sauerbeck hat die Badische Brauerei verzichtet, sog. »Kriegsbier« mit geringerem Extrakt zu brauen.

1916
Karl Ebenhög war aus München nach Mannheim gekommen. Nach 25 Jahren als Expedient im kaufmännischen Bereich der Badischen Brauerei erhält er eine schriftliche Anerkennung von Aufsichtsrat und Vorstand sowie eine unbekannte »Ehrengabe«.


Links: Expedient Karl Ebenhög (1865-1922), Rechts: Schriftliche Anerkennung für Karl Ebenhög

1917
Kriegsbedingt werden Rohstoffe knapp. Die Gerstenzuteilung beträgt 10% der Vorkriegsmenge. Zum Jahresende gibt es bei den Brauereien 2%iges Einfachbier.

Am Jahresende wird der Braubetrieb in der Badischen Brauerei eingestellt.

1918
»Nach Stunden ernster Beratung« übernimmt die kleinere Mannheimer Aktienbrauerei Löwenkeller die Kundschaft der Badischen Brauerei und löst die Firma auf. Löwenkeller erhöht so ihre zustehende Gerstenzuteilung und eigene Produktionsauslastung. Für Friedenszeiten ist die Verlegung der Löwenkeller-Brauerei in die Gebäude der Badischen beabsichtigt.

1920
Der Tabakfabrikant Wilhelm Niderehe erwirbt die Gebäude der ehem. Badischen Brauerei und veranlaßt etliche Umbauarbeiten und anschl. Einbauten wie »Centralheizung« und elektrischer Lastenaufzug. Er nutzt Teile der Gebäude zur eigenen Produktion u.a. von »Winima«-Stumpen. Die 1906 gegründete und 1917 erworbene Cigarettenfabrik Ophyr aus Q 6, 10 b hat hier ihre neue Adresse. Aus Überlegungen entsteht eine Ansichtsskizze der Gebäude, die nach Umbau dem Zeitgeschmack entsprechend mit türkischen Kuppeln und Halbmondsicheln dargestellt sind. Vielleicht dient die ab 1907 erbaute »Tabak-Moschee Yenidze« in Dresden als Vorbild.


Tabakfabrikant Wilhelm Niderehe ca.1929

     


Fabrikant Wilhelm Niderehe im Tabakfeld in MA-Wohlgelegen ca. 1933


Briefkopf der Cigarrenfabrik.


Ophyr-Briefkopf mit Ansicht von Qu 6, 10 b


Zigarren der Niderehe-Fabrik.


Teil der »Ophyr-Vision«.


Ophyr Briefkopf


Ophyr-Aschenbecher mit zentralem Minarett.


Ophyr-Logo mit den Buchstaben O und M für Ophyr/Mannheim.


Zigarettenschachtel


Zigarettendose


Zigarettendose vor 1918


Zigarettendose vor 1918


Blechschild


Pappschild


Musterkoffer von Ophyr mit Verpackungen

Wahrscheinlich entwirft der Darmstädter Grafiker Hartmuth Pfeil (1893-1962) das »Rauten-Logo« als Signet der Cigarettenfabrik Ophyr. Es enthält die Groß-Buchstaben O und M für Ophyr Mannheim, drei Minarette und einen Orientalen mit Turban. Es wird in versch. Farben, ein- oder mehrfarbig verwendet. Auch Drucke ohne den Rautenrand gibt es.


Anzeige auf der Umschlagsrückseite in "Die Woche" Heft 51 Weihnachten 1921


Anzeige in "Die Woche", unbekannte Ausgabe


Ophyr-Dose mit zwei versch. Bildseiten




Ophyr-Speisekarte von 1921?

1922
Geschützt durch den neuen Neckardamm wird im Weißen Sand das 1913 begonnene, aber kriegsverzögert fertiggestellte Städtische Krankenhaus (heute Klinikum) als moderne Einrichtung eingeweiht.

1924
Die Mannheimer Firma Auto-Ernst eröffnet und bleibt bis nach dem 2.Weltkrieg.

Werkstatt von Auto-Ernst im Hof
Werkstatt mit Öffentl. Kraftfahrschule von Auto-Ernst im Hof
Zur Verfügung gestellt von Auto-Ernst Mannheim

Werkstatt Auto-Ernst und Hofeinfahrt an der Röntgenstraße
Werkstatt Auto-Ernst und Hofeinfahrt an der Röntgenstraße
Zur Verfügung gestellt von Auto-Ernst Mannheim

1925
Die Rheinische Maschinenfabrik Gerberich und Cie.bezieht die große Halle im Erdgeshoß der ehem. Mälzerei und bleibt bis 1955. Für internationalen Absatz werden produziert: Kettengetriebe, Zahnrad-Ölpumpen, Ölkühler und -filter, Wasserkühler und Regler für Dieselmotoren. Dabei sind in den 30er und 40er Jahren auch Teile für den Bau von U-Booten. In den folgenden 90 Jahren mieten bis zu 30 versch. Nutzer gleichzeitig Gewerberäume und Wohnungen.

Ing. Eduard Gerberich
Ing. Eduard Gerberich

Anzeige von 1938
Anzeige von 1938

Büro von Gerberich im EG des ehem. Mälzereigebäudes
Büro von Gerberich im EG des ehem. Mälzereigebäudes

Gerberich-Belegschaft bereit zur Kundgebung am 1.Mai 1936
Gerberich-Belegschaft bereit zur Kundgebung am 1.Mai 1936

1927
Der Neckarkanal zwischen Mannheim und Heidelberg geht in Betrieb.

1934
Die 1912 gegründete Firma Johann Waldherr oHG Apparatebau und Metallwaren mietet Hallen in den Obergeschossen des ehem. Mälzereigebäudes. Ein Press- und Stanzwerk, Werkzeug- und Vorrichtungsbau, Betriebsschlosserei, Schweißerei für Feinbleche, Punktschweiß-, Niet- und Falzmaschinen sowie Lackieranlagen bilden die Grundlage für rationelle Massenfertigung.

1937
Die NSDAP-Ortsgruppe Wohlgelegen und die BDM-Jungmädelgruppe Neckarstadt-Ost nutzen Räume.

1939
Im 2.Weltkrieg liefert Waldherr luftdichte Einsätze sowie Beschläge, Verschlüsse und Griffe für Pulverkisten an die Holzindustrie und andere spezielle Packgefäße für die Wehrmacht. Eine Heeresabnahmestelle mit mehreren Uniformierten und Zivilisten hat ihr Büro auf dem Gelände und ist für den ganzen Raum Mannheim zuständig. Die Beschäftigtenzahl bei Waldherr steigt in der Folgezeit auf bis 500 Personen. Dazu gehören bis zu 60 französische Kriegsgefangene.


1934: Die Ecke Käfertaler/Röntgenstraße mit Tankstelle.
Quelle: Stadtarchiv Mannheim, Bildsammlung, KF 33565.

1940
Mitarbeiterinnen der Firma Waldherr nutzen das begrünte Dach der ehem. Mälzerei für die Mittagspause und zu Turnübungen. Weitere Betriebsangebote waren Fußball, Tischtennis und die Gesangsgruppe.


1940: Turnübungen.


1940: Mittagspausae.

1941
Die Zigarrenproduktion wird eingestellt, die Zigarettenproduktion schon 1934.

1943/1944
Die z.T. "kriegswichtige Produktion" von Waldherr ist bei den Kriegsgegnern wahrscheinlich bekannt. Das auch aus der Luft gut erkennbare alte Mälzereigebäude ist leichtes Zielobjekt und wird schon in der Nacht 5./6.September 1943 getroffen. Bei Luftangriffen werden fast alle Gebäude entlang der Röntgenstraße schwer beschädigt. "Notdächer" ermöglichen die weitere Nutzung. Teile der Waldherr-Produktion werden in die Gewölbekeller verlegt.

Mehrere Gewölbe-Tiefkeller auch der benachbarten Brauereien dienen als Luftschutzkeller. Entgegen den Vorschriften dürfen bei Fliegeralarm auch ca. 40 französische Kriegsgefangene, die bei Waldherr arbeiten, in den Luftschutzkeller. Bei Plünderungen und anderen Kriegswirren gehen Dokumente verloren.


Kriegsschäden an der Fassade zur Röntgenstraße.

1945
Clément Lemoussu, vermutlich ein französischer Kriegsgefangener, hinterläßt seinen Namen an der Wand des Heizungskellers.

Clément Lemoussu, vermutlich ein französischer Kriegsgefangener, hinterläßt seinen Namen an der Wand des Heizungskellers.
Clément Lemoussu, vermutlich ein französischer Kriegsgefangener, hinterläßt seinen Namen an der Wand des Heizungskellers.

Mangels neuer Baustoffe werden per mühseliger Handarbeit aus Schutt Backsteine wiedergewonnen. Viele als Provisorien gedachte Ausbesserungen werden eine Zukunft von Jahrzehnten haben. Schutt verbleibt z.T. in Untergeschossen.


1989: Ein Notdach nach 44 Jahren »Dauerprovisorium«.

1946
Die Waldherr oHG fertigt Transformatoren-Kernbleche sowie Bauteile aus Blech und Kunststoff für die Elektroindustrie.

1954
Wesentlicher Umsatzträger von Waldherr sind von Patent und Gebrauchsmuster geschützte Spannringverschlüsse für Blechdosen und -eimer. Die Firma erreicht 75% Marktanteil.

1955
An der Käfertaler Straße wird auf den alten Mauern des im Krieg getroffenen, ehem. Kontors ein zweistöckiges Wohn-Geschäftshaus errichtet.

Ansicht des alten Kontors von der Käfertaler Straße mit Treppenaufgang
Ansicht des alten Kontors von der Käfertaler Straße mit Treppenaufgang

1956
In Pionierarbeit entwickelt Waldherr ein für europäische Verhältnisse geeignetes Verfahren zur Füllung von Sprühdosen. Es ist Voraussetzung, entsprechende Maschinen und ganze Fertigungslinien zu projektieren und herzustellen. Geliefert wird an in- und ausländische Kosmetische und Chemische Werke.

Die Firma Gerberich zieht um in ein neues Werk. Die geräumten Flächen übernimmt die Waldherr oHG.


Probeaufbau von Rundtaktmaschinen in der alten Brauerei


Aerosol-Abfüllanlage von Waldherr beim Kunden

1959
Zeitgemäße Fenster sind im Gegensatz zu früher breiter als hoch und nicht mehr höher als breit. Entsprechend werden zur Röntgenstraße hin einzelne Fensteröffnungen geändert.

1963
Die ESSO-Tankstelle auf der Kreuzung Käfertaler Straße/Bibiena-Röntgenstraße wird abgerissen.
Die Röntgenstraße (früher Friedhofweg) wird von zwei auf vier Fahrspuren verbreitert, die Straßenbahn nach Feudenheim/Vogelstang findet hier neue Gleise und die Haltestelle »Bibienastraße«.

1968
Die Städtischen Krankenanstalten (heute Klinikum) eröffnen die Schule für Krankengymnastik (heute Schule für Physiotherapeuten) in der Käfertaler Straße 162.

1974
Als Folge der Ölkrise gibt es bei Waldherr erhebliche Umsatzrückgänge bei den Spannringverschlüssen. Die Badische Bank verweigert die Finanzierung von 10 Aerosol-Abfüllanlagen für die UdSSR. Die Firma Waldherr oHG Apparatebau und Metallwaren (gegründet 1912) wird nach 40 Jahren in der Käfertaler Straße geschlossen: 130 Arbeitslose. Das ursprüngliche Mälzereigebäude ist ca. 85 Jahre alt und trägt Spuren vielfältiger, intensiver Nutzungen.

Der 1.Mannheimer Judo-Club findet ein dauerhaftes Domizil im Rückgebäude. 1984 wird die Bronzemedaille des "Judo-Bäckers" Arthur Schnabel gefeiert.

1977
Ein Teil der Fassade im Hof ist gelb/weiß gestrichen. Die überwiegenden Fassadenteile am Mälzereigebäude bleiben noch in den Originalbacksteinfarben erhalten. Jedoch werden Giebelfassade und Erdgeschoß des Mälzereigebäudes in Anlehnung an die Back- und Sandsteinfarben gestrichen.

Die Waldherr-Laderampe im Hof wird abgerissen. Im Erdgeschoß eröffnet eine Filiale von "Frick-Teppichboden".


Teilweiser erster Anstrich am Mälzereigebäude.


Giebelfassade und Erdgeschoß des Mälzereigebäudes

1983
Das Umwelt-Zentrum Mannheim von BUND, Greenpeace und Deutscher Bund für Vogelschutz (heute Naturschutzbund) wird eröffnet.

Der Gemeinderat der Stadt Mannheim beschließt einen Bebauungsplan: Bis auf das denkmalgeschützte Eckhaus sollen alle Gebäude entlang der Röntgenstraße abgerissen werden. Stattdessen sind geplant: Straßenverbreiterung für die "autogerechte Stadt", Gleisbett für die Straßenbahn, Radweg und Straßenbegleitgrün sowie Tiefgarage, Parkhaus und weitere Gebäude für das Klinikum.

1989/1990
Am III. und IV.OG des Mälzerei-Gebäudes wird brüchiges Mauerwerk abgetragen und Betonauflagen zur Sicherung eingebaut. Für eine vermutete Rest-Nutzungsdauer von zehn Jahren werden alle Backstein- und Sandsteinflächen fachgerecht grundiert und farblich in Anlehnung an die Steinfarben gestrichen.


1989: Die Fassade noch ohne Anstrich.

1995
Das TAO-Zentrum übernimmt den 18 Jahre lang von Zeugen Jehovas genutzten Veranstaltungsraum.

1997
Der Denkmalschutz wird ausgedehnt: War bisher das Eckhaus (frühere Direktoren-Villa) geschützt, wird nach zahlreichen Gebäudeabrissen in Mannheim das frühere Mälzereigebäude und die gesamte Fassade an der Röntgenstrasse als technisches Kulturdenkmal eingestuft. Die Gebäude haben als Produktions- und Lagerstätte der ehem. weit über Mannheim hinaus produzierenden Badischen Brauerei Dokumentationswert. Derartiges ist in seiner Ausprägung und an so bekannter Stelle im Stadtbild selten geworden und erhaltenswert.

1998
Mit der Web-Agentur digi-info findet die Wirtshaftsbranche der »neuen Medien« Gefallen an der alten Brauerei.

2000
Holzschuppen werden abgerissen. Der alte Brauerei-Brunnen mit 4,50 m Durchmesser und 12 m Tiefe wird nach Foto-Dokumentation mit Kies-Sand verfüllt. Die neue, verbreiterte Hofdurchfahrt führt über ihn hinweg. Neue Parkplätze entstehen. Durch den Gewinn von Hofraum erhält das hohe Mälzereigebäude eine neue Raumwirkung zur Rückseite. Im Juli geht die erste Version dieser Web-Site Brauerei162.de online.

2002
Der Mannheimer Architekt Andreas Schmucker beginnt mit seinem Team die Planung einer Gesamt-Sanierung des Mälzereigebäudes. Mit etlichen Probeflächen werden Varianten der Fassadensanierung erkundet. Die gute Grundierung des 89/90er Anstrichs wird eine teure Spezialbehandlung erfordern. Back- und Sandsteine sollen wieder in ihrer originalen Oberfläche freigelegt und sichtbar werden. Menschen sollen das Authentische des Gebäudes ebenso erfahren können, wie sie die neue Modernität im Inneren an neuen Teilen von außen schon erkennen können.

Ansicht Alte Brauerei - Straße
Vision 2005: Die Alte Brauerei erhält ein neues Gesicht.

Als Pferdeställe erbaute rückwärtige Gebäude dienten viele Jahre einer Auto-Werkstatt. Sie werden zugunsten weiterer neuer, zusätzlicher Parkplätze abgerissen.

Nach 25 Jahren wird die stadtbekannte Filiale von »Teppich-Frick« wegen Insolvenz geschlossen.

2003
Die ehem. Badische Brauerei nimmt im noch unsanierten Zustand erstmals am »Tag des offenen Denkmals« (14.9.) teil. Seit 120 Jahren sitzt der Schlußstein von Christoph Hofmann im Gewölbe.

Die Fotografin Petra Arnold nutzt die leergeräumte Verkaufshalle von Teppich-Frick für ihre Arbeit.


Modeaufnahme im leergeräumten ehem. Frick-Verkaufslager / Copyright Petra Arnold

2004
Am 29.Februar erfolgt der "Abschiedsrundgang": Die letzte Gelegenheit, die Räume des ursprünglichen Mälzereigebäudes und der Folgenutzungen noch einmal zu betrachten. Gekommen sind u.a. Norbert und Richard Waldherr.

Am 1.März beginnt mit dem Kranaufbau die Baustelleneinrichtung für die Sanierung. Wichtige Phasen der Baustelle werden mit Fotos dokumentiert.

Der Richtspruch kommt am 23.Juli von OBRA-Bauleiter Günter Bartolein. Nach einem Dank von Jürgen Herrmann an Bauleute und alle anderen Beteiligten spricht Baubürgermeister Lothar Quast vor 160 Arbeitern und Gästen im Erdgeschoß der Baustelle. Architekt Andreas Schmucker erklärt einige Besonderheiten der Baustelle.
Die alte Brauerei ist am 12.September, dem Tag des offenen Denkmals, wieder mit Führungen für Interessierte dabei. Das Info-Heft vom Vorjahr erscheint in aktualisierter Ausgabe. In der "Säulenhalle" im Keller hat vor 200 Zuschauern eine neu erstellte Beamer-Präsentation ihre Premiere. Im gleichen Raum finden die Weihnachtsfeiern des Architektur-Büros Schmucker und des Bunds der Architekten statt.

2005
Zum 1.März zieht BB-Promotion als Erstmieter im 2., 3. und 4.Obergeschoß ein. Das gesteigerte öffentliche Interesse verlangt nach Führungen für Stadtbild e.V., Geschichtswerkstatt Neckarstadt und Badische Heimat e.V.. Am 25.Juni ist der Tag der Architektur der Bundesarchitektenkammer. Zwischen 30 und 120 Besucher sind jeweils zu informieren.

Ein Erfolg, der nicht mit Sicherheit erwartet werden durfte: Im Mai ziehen erstmals Mauersegler als Brutvögel in vier der 60 Nistkästen im hofseitigen Dachtrauf.

Unter 19 Wettbewerbern in Mannheim erhält die Alte  Brauerei wie drei weitere eine "Auszeichnung Guter Bauten" vom Bund Deutscher Architekten und ist damit im Wettbewerb zum landesweit ausgeschriebenen Hugo-Häring-Preis 2006.

Am 24. September ist Einweihung mit Oberbürgermeister Gerhard Widder. Das Saxofonia-Quartett beseelt das Gebäude zusammen mit 180 Gästen und den FengShui-Experten, die zusammen mit Frau und Herrn Brenner sowie Jürgen Herrmann im Keller den Herzstein aktivieren. Zum Ereignis wird eine Broschüre veröffentlicht und die Beamer-Präsentation vom Vorjahr ist ausgebaut und heißt jetzt »Zeitreise«.

Oberbürgermeister WidderHerzstein
Oberbürgermeister Gerhard Widder und Aktivierung des Herzsteins

Jazzauftritt
Saxofonia-Quartett beseelt das Gebäude

Im Oktober beginnen die Vorlesungen und Seminare der Fakultät für Klinische Medizin in den neuen Räumen.

2006
Hahn & Zwerger GmbH und freiraum³ GmbH beziehen das neu ausgebaute Büro an der Giebelseite des sanierten Mälzereigebäudes. Die Außenanlagen sind umgestaltet: Historisches Großpflaster war unter Asphaltschichten verborgen und markiert jetzt Stellplätze für Fahrzeuge. Mit Hecken, Bäumen und Sitzbänken gewinnt der ehemalige Industrie-Hof eine neue Aufenthaltsqualität. Mauersegler beleben von Mai bis Anfang August den Luftraum und einige der Nisträume im hofseitigen Dachtrauf.

Für das Mälzereigebäude ändert sich die „Traditions-Adresse" Käfertaler Straße 162 in Röntgenstraße 7. Hier befindet sich die Auto-Einfahrt.

Im Juni beseelt der Mannheimer Verein Industrietempel die Tiefkeller mit der Performance »Die 16 Säulen«. Künstler Gerd Reutter schafft für den Eintritt Tonstäbe, quasi kleine Säulen. 240 Besucher durchleben an drei Abenden die von Christine Weber konzipierte Raumbespielung in den Gewölbekellern und der 16-Säulenhalle.

Industrie Tempel-Plakat

Tonstab
Mit Tonstab zum Eintritt

Christine Weber im Gewölbekeller
Christine Weber im Gewölbekeller - Mirko Ganz (Copyright)

christineWeber
Christine Weber, Cyrena Dunbar und Marjorie Chau in der 16-Säulenhalle - Mirko Ganz (Copyright)

Mehrere Veröffentlichungen berücksichtigen die Alte Brauerei in Wort und Bild. Die Innenarchitekturzeitschrift AIT präsentiert das Büro im 3.OG. Im Band 8 der Architektur in Baden-Württemberg sind die Preisträger der BDA-Auszeichnung Guter Bauten vereint, mit dabei die Alte Brauerei. Die Fotografin Petra Arnold zeigt in ihrem Fotoband MANNHEIMERLEBEN farbig die 16-Säulenhalle im Tiefkeller. In der Reihe Mannheim und seine Bauten 1907-2007 Band 1 beschreibt Dr. Monika Ryll Aspekte des Denkmalschutzes. Auch bei »75 Jahre Schmucker Architekten« ist die Alte Brauerei dargestellt.

2007
Der Licht- und Tonverleih ProService verläßt nach sieben Jahren die mittlerweile zu kleinen Räume in der Alten Brauerei. Der 1.Mannheimer Judo-Club zieht nach 33 (!) Jahren in ein neu erstelltes Trainingsgebäude im Pfeifferswörth.

Der Mannheimer Bildhauer Gerd Reutter stellt seine Skulptur »Wasser für alle« als Leihgabe im Foyer auf. Am 3.Mai erfolgt eine Einweihung in einem »Kombi-Termin«. Zu den kurz zuvor eingetroffenen Mauerseglern gibt Dr. Klaus Mengel vom Naturschutzbund Nabu vielfältige Auskünfte.

Natur-Kultur-Kombipack
Gerd Reutter mit "Wasser für alle" und Gästen

Mauersegler
Mauersegler (Totfund) mit langen sichelförmigen Flügeln

Im Juni wird von BB-Promotion eine Großflächenwerbung für Stomp am Nottreppenhaus angebracht. zur Startseite

Dr.Lederer übergibt nach 20 Jahren seine Praxis an den Kollegen Dipl.Psych. Schemenauer.

Am Tag des offenen Denkmals den 9.September hören 50 Besucher den Vortrag “Denkmale der Industriekultur in der Metropolregion Rhein-Neckar“.  Dipl. Ing. Albert Gieseler, Industriearchäologe am Landesmuseum für Technik und Arbeit Mannheim (LTA) und Mitglied des Denkmalbeirats der Stadt Mannheim, zeigt seine "Besichtigungs-Tour" mit zahlreichen Bildprojektionen im Hörsaal.

Die Alte Brauerei erhält von der Architektenkammer Baden-Württemberg einen Preis für Beispielhaftes Bauen.

Mira Schröder entwickelt als Diplomarbeit das Konzept für Die Ausstellung „dreihundertsechziggrad“ und sorgt für die Umsetzung im noch nicht ausgebauten Großraum im 2.OG.






Ausstellung „dreihundertsechziggrad“ / Copyright Mira Schröder

Die Fotografin Petra Arnold arbeitet mit Models und ihrer Profikamera im alten Bierkeller.




Modeaufnahmen in der Säulenhalle im Tiefkeller / Copyright Petra Arnold

Frau Brejcha eröffnet den Kiosk "Die FutterKrippe". Für Studenten, Schüler, BB-Mitarbeiter und alle anderen gibt es frisch belegte Brötchen, Kaffee, Knusperriegel, .... Wie war das Leben vorher nur ohne das alles möglich? Zur Website


Frau Brejcha winkt zur Begrüßung

2008

Die 2004 begonnene Sanierung und Umnutzung des ehem. Mälzereigebäudes konnte im August erfolgreich beendet werden. Nach dem Innenausbau der letzten 700m² im 2.OG hat BB-Promotion die von den Architekten-Büros Schmucker und Oettinger gestalteten Räume übernommen.

Caritas verläßt nach sieben Jahre den Winkelbau der Alten Brauerei. Im Oktober wird dort TheSiMa eröffnet, ein Lern- und Lehrkrankenhaus, das die Studierenden gezielt auf die Anforderungen in Klinikalltag und Beruf vorbereitet. TheSiMa steht für Themenräume-Simulation-Mannheim. Nachfolger von Hahn & Zwerger Marketing ist freiraum³. Herr Caran und Herr Zwerger sorgen für personelle Kontinuität.

2009

Ab Mai nutzen Daniel Speer und Lothar Rogal mit ihrer Agentur für kreative Kommunikation speer+rogal einen Teil im sanierten 2.OG des ehem. Mälzereigebäudes.

Der Eingangsbereich zu TheSiMa wird als kleine Grünanlage neu gestaltet und erhält Aufenthaltsqualität.


Thesima mit neu angelegtem Eingangsbereich

2011

Im Mai stirbt der Inhaber von BB-Promotion Michael Brenner an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Vgl. www.bb-promotion.com/ueber-uns/in-memoriam-michael-brenner. Sein Lebenswerk wird von seiner Frau, seinen Kindern und langjährigen Geschäftsführern mit Engagement fortgesetzt.

Gerd Reutter feiert im Juli im Gewölbekeller des sanierten Mälzereigebäudes: Gleichzeitig mit seinem 80.Geburtstag sind zwanzig Jahre seiner künstlerischen Tätigkeit Anlaß. Bei der Vernissage zu »Im Erdenreich - Ton- und Bronzeskulpturen aus 20 Jahren« gibt Dr. Jochen Kronjäger eine Einführung und Alexander Peschko eine Butoh-Tanz-Performance. Vgl. gerdreutter.de

2013

Raimund Moll von der Verwaltung des Universitäts-Klinikums Mannheim bereichert dort die Flure mit historischen Bildern und Plänen, nicht nur vom ehem. Städtischen Krankenhaus sondern auch von früheren Unternehmen in der Nachbarschaft: Die Badische Brauerei und Cigaretten-Fabrik Ophyr sind dabei. Danke!


Raimund Moll

2014

Im Oktober beginnt die Eichbaum-Brauerei auf dem viele Jahre vom Existenzgründerzentrum MAFINEX genutzten Gelände mit dem Abriß der Gebäude an der Grenze zur Alten Brauerei. Diese gehörten früher zur Eichbaum-Brauerei und stehen z.T. auf alten, zweistöckigen Brauerei-Tiefkellern, die geöffnet und mit Material verfüllt werden. Vom Hof der Alten Brauerei entstehen zwischenzeitlich neue Aussichten.


 

2015

Die neuen Aussichten gehen durch eine neue Leichtbau-Lagerhalle von Eichbaum direkt an der Grenze wieder verloren. Weitere Abrißarbeiten und der Neubau eines Hochregallagers für Dosen mit Laderampen für LKWs sind für die nächsten zwei Jahre angekündigt.

Nach über 30 Jahren beenden Dr. Kornelia Minn-Köhler ihre Kinderarzt-Praxis und Dr. Heinz Köhler seine Praxis für Allgemein-Medizin. Letztere wird von Dr. Isidoro Pérez-Tomás übernommen.

Liste der gewerblichen Nutzer

Die Liste der gewerblichen Nutzer der ehem. Badischen Brauerei ist sicher unvollständig. Das Adreßbuch im Stadtarchiv Mannheim ist noch nicht systematisch ausgewertet. Nutzer, die ein Lager, eine Garage oder einen Musikproberaum gemietet hatten, sind nur teilweise genannt. Recherche-Stand: 21.8.2005

  • Aba, Dr. Erwin
  • Alex KG - Reifenhandel
  • Andruckstudio Mannheim GmbH
  • Badische Brauerei AG
  • BB-Promotion GmbH - Life-Entertainment
  • BBC AG - Werbeabteilung
  • Binder und Herbert - Kosmetikabfüllung
  • BUND-Umwelt-Zentrum - Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland mit Nabu/DBV,
  • Greenpeace, FÖG (Fördergemeinschaft regionaler Streuobstbau), Bioland, VCD, Ökostadt Rhein-Neckar, Umwelt-Forum
  • Bundt, Michael - Krypton Musikstudio und Musikverlag
  • Buttig, Ewald - Autowerkstatt
  • Carbo GmbH - Kohlensäure und Feuerlöscher
  • Caritas Mannheim e.V. - Seminare
  • Cinema GmbH - Kinowerkstatt
  • Daum, Ulrich - Licht- und Tonverleih ProService
  • Dehmel und Walter - unwucht media GdbR
  • Digi-Info Stepanow + Bönisch GdbR - Web-Agentur
  • Döhler GmbH - Autoteile
  • Drufo GmbH - Druckformherstellung
  • Eichbaum AG - Braustübl
  • Entwicklungsgruppe Mannheim am Institut für Marktpsychologie - Prof. Bernt Spiegel
  • Ernst - Auto-Werkstatt »Auto-Ernst"
  • Foulon - Schilder
  • Fränzel, Curt Georg - Foto und Medizinalgrafik
  • Frick Teppichboden GmbH
  • Friedhaber, Klaus - Versicherungen
  • Gerberich & Cie, Rheinische Maschinenfabrik
  • Glück, Günter - »Zoo-Glück"
  • Gropp, P. - »Motothek« Zweiräder
  • Habauer
  • Hentschel - Druckerei
  • Helferich, Hans - Modellbau-Schreinerei
  • Hilger + Kern - Schweißerei
  • Hilger + Kern GmbH
  • Jehovas Zeugen e.V.
  • Judo-Bund, Deutscher
  • Judo-Club, 1.Mannheimer
  • Keppel, Michael - Autowerkstatt
  • Klinikum Mannheim gGmbH - Archiv
  • Klinikum Mannheim gGmbH - Schule für Krankengymnastik/Physiotherapie
  • Köhler, Dr.Heinz - Arztpraxis
  • Krauth, Thomas - Antiquitäten
  • Krick, Wilhelm - Maschinen- und Apparatebau
  • Kühn + Gienger - Hochdruckbehälter und Schweißarbeiten
  • Kühn, Philipp
  • Kulalic, Ingeborg - Braustübl
  • Leinhos GmbH - Messebau
  • Leipacher, Bruno - Garten- und Landschaftsarchitekt
  • Litho art GmbH & Co KG - Repro- und Lithografie
  • Luck GmbH - Autoteile
  • Mannheimer Jungs e.V. - Eishockey-Fan-Club
  • Martin, Wilhelm - Kartoffelhandel
  • Maurer, Waldemar - Butterhandel und -import
  • Merkel, Holger - »Fahrradklinik"
  • Minn-Köhler, Dr.Kornelia - Arztpraxis
  • Müller - Schlosserei
  • Nagel, Rolf - Autowerkstatt
  • Nationaltheater Mannheim - Ballettproberaum
  • Neitzel, Bernhard - Bikers Paradise Zweiräder
  • Niderehe, Wilhelm - Cigarrenfabrik
  • New Line GmbH - Promotion und Model-Agentur
  • Ophyr GmbH - Cigarettenfabrik
  • Perl & Treiber KG - Darmimport und -sortierung
  • Reichert, Emil - Maschinenbau und Eisenkonstruktionen
  • Roßbach-Emden, Wolfgang - Roba-Spielautomaten
  • Rump + Glaubitz - Fotostudio
  • Schad, Hans Peter - Kunstdrucke
  • Schildkröt Spielwaren GmbH - Lager
  • Schönpflug, Pit - Blizz -Tonstudio
  • Schreiber-Edelmann, Manfred - Transporte
  • Gebr. Schropp GmbH - Kohlensäure
  • Schumacher, Anton - Mechanische Werkstatt
  • Seiwert, Wilhelm - Modellschreinerei
  • Simovitsch, Dr - Arztpraxis
  • Stooss, Robert - Tao-Zentrum
  • Strelczyk, Götz Florian - Industrie-Design
  • Sturm, Hans-Dieter - Lederwaren
  • Trost GmbH & Co KG - Motoren und Fahrzeugtechnik
  • Umstätter, Karlheinz - Schlosserei
  • Universität Heidelberg Fakultät für Klinische Medizin
  • Unold, Bernd - Druckerei
  • van der Raaij - Schuhmacher-Werksatt
  • Voko KG - Büromöbel
  • Waixel und Bensheim Därme GmbH
  • Waldherr oHG - Stanzerei und Apparatebau
  • Westgetränke - Leuchtwerbung
  • Wingolf Mannheim e.V. - Studentenverbindung
  • Zax, Peter - Vorlo-Getränkevertrieb
  • Zimmermann, Ludwig Friedrich - Kohlensäure, Natursole, Essenzen
  • Zoroddu, Bodo - Spielautomaten

 

40 Jahre Waldherr in der Alten Brauerei:

Von Richard Waldherr im Februar 2005

Logo der Firma Waldherr
Logo der Firma Waldherr

Johann Waldherr baute 1912 ein Wohnhaus mit einer Werkstatt über zwei Etagen im Hinterhof der Alphornstraße 46 in Mannheim und gründete die Johann Waldherr Kunstschmiede und Bauschlosserei.

J.W. war unter anderem 12 Jahre als Meister und Werkleiter bei der Kunstschmiede Joseph Neuser tätig und war entscheidend an der Fertigung der von Professor Götz, Karlsruhe, entworfenen Toranlage des Klinikums Mannheim beteiligt, welche 1900 auf der Weltausstellung in Paris mit einer Goldmedaille ausgezeichnet worden ist.

Weil nach dem ersten Weltkrieg, ausgelöst durch die Wirtschaftskrise, die Nachfrage an prunkvollen Toren und Gittern stagnierte und so den Kunstschmieden keine Existenz mehr bot, übernahmen Mitte der Zwanziger Jahre die Söhne Wilhelm und Richard, auch als Kunstschmiede ausgebildet und im Betrieb tätig, die Fertigung von Apparaten, wie Gaskessel, Wärmeschränke und Bauteile für Zentralheizungen, sowie Betten und Sitzmöbel aus Stahlrohr.

Hinzu kamen Verpackungsbehälter aus Metall, sowie Kistenbeschläge, Griffe und Verschlüsse für die Holzindustrie.

Der Betrieb, der nun unter Johann Waldherr Apparatebau Metallwaren firmiert, expandiert, die Werkstätten sind zu klein. Deshalb werden 1934 Hallen des Mälzerei- Gebäudes und den anschließenden Nebengebäuden der ehemaligen Badischen Brauerei angemietet, die Platz für zehn Abteilungen boten.

Der Raum für die Zuschneiderei liegt im Erdgeschoss zwischen der Fa. Gerberich und dem Auslieferungslager der Erdal Wachs- und Schuhcreme Fabrik. Dort stehen die schweren Scheren mit welchen die Mäntel und Seitenteile für die Einsatzfertigung (für Munitionskästen aus Holz) geschnitten werden. Ein Lastenaufzug wird eingebaut um die Zuschnitte in die erste Etage zu befördern. In der Halle der ersten Etage über Gerberich befinden sich der Werkzeugbau und die Stanzerei. Dort stehen die Werkzeugmaschinen sowie 18 Werkbänke zur Herstellung der Stanz- und Presswerkzeuge, und schlussendlich 60 Exzenterpressen mit Presskräften von 40– 80 Tonnen. Die Dreherei mit den Dreh– und Fräsmaschinen ist im Turmbau platziert. Auf dem Vorplatz steht eine Walzmaschine zum Glätten der Bandeisenringe zum Verarbeiten in der Stanzerei. Über der Zuschneiderei befindet sich die Betriebs- und Vorrichtungsschlosserei. Hier arbeiten die Maschinenschlosser, Rohrschlosser, Spengler und Elektriker.

In der Behälterfertigung in der zweiten Etage über der Stanzerei werden die Einsätze auf speziellen Vorrichtungen geschweißt und mit Prüfeinrichtungen auf Dichtheit kontrolliert. Dort sind anfangs auch für die Verwaltung fünf Büroräume abgeteilt. Die Lackieranlage für die Einsätze befindet sich im Turmbau über der Dreherei und nebenan über der Schlosserei die Versandabteilung sowie das Schraubenlager. In der Halle der dritten Etage befindet sich die Montageabteilung. Die Einrichtungbesteht aus Bohr– Punktschweiß– Falz– Bördel– Niet– Gewindeschneidmaschinen und Montagepressen. Eine weitere Lackieranlage für Einbrennlacke ist im Turmbau. Nebenan über dem Versand stehen die Tauchlackieranlagen für die Beschläge, Griffe und Verschlüsse, sowie die Lack– Einbrenn- und Trockenöfen.

In der vierten Etage des Turmbaues befindet sich die Autogen– und Elektroschweißerei für die Verschlussösen. Auf dem Vorplatz stehen zwei Acetylengasbereiter mit je 4 Kubikmeter Volumen und eine Batterie von je 4 Sauerstoff- Flaschen, welche im Wechselbetrieb die Schweißbetriebe kontinuierlich über ein Rohrnetz mit Schweißgas versorgen. Ebenfalls angemietet sind die Hallen in der ersten und zweiten Etage des Gebäudes neben der Mälzerei. Hier befinden sich die Wasch- und Umkleideräume sowie die später eingerichtete Werkskantine, welche im Schichtbetrieb für die Belegschaft das Mittagessen bereitet. Auch die Gewölbekeller unter der Mälzerei werden benutzt. Hier steht eine Anlage mit je zwei Druckluftkompressoren und Druckkessel mit einem Volumen von 8 Kubikmeter. Sie versorgt die pneumatisch betriebenen- Kantmaschinen und Schweißvorrichtungen mit Druckluft. Eine Reibspindelpresse mit einer Presskraft von 120 Tonnen ist hier aus statischen Gründen aufgestellt (deren Fundamente sind heute noch vorhanden). Das Lager für die Stanz- und Presswerkzeuge, sowie die Kistenschreinerei haben hier ebenfalls Platz gefunden. Sonst werden hier die schweren Bandeisenringe für die Beschläge, Griffe und Verschlüsse gelagert. Zu deren Förderung von der Hofebene aus wird auf der Stirnseite des Mittelschiffes eine Materialrutsche eingebaut. Anfang des Krieges werden alle anderen Kellerhallen der Brauerei, ausgenommen der zwei Keller von Perl und Treiber, als Luftschutzräume genutzt. Gasschleusen und ein Sanitätsraum mit Liegeraum werden eingebaut.

Tonnenschweres Material werden auf Hubgestellen, teils mit Kisten versehen, auf hydraulisch betätigten Hubwagen über die Etagen bewegt. Auch die voluminösen Einsätze müssen abtransportiert werden. Der vorhandene Aufzug ist deshalb überlastet. Auf der nördlichen Stirnseite des Mälzereigebäudes wird über vier Etagen ein außenliegender Aufzug gebaut. Dieser ist so ausgelegt, dass auch die Hofebene und die verschiedenen Pritschenhöhen der Fahrzeuge angesteuert werden können. Weil die Fertigung der Einsätze wegen ihres Volumens in größeren Mengen nicht im Hause gelagert werden können, werden diese vom Pferdefuhrwerkbetrieb Hamel laufend an die Bahnhöfe Neckarstadt und Käfertal transportiert und in Eisenbahnwaggons verladen.

J.W. übergibt 1936 seinen Söhnen den Betrieb

Das Unternehmen beschäftigt in den besten Zeiten bis zu 800 Leute, vorwiegend Frauen. 12 Meister stehen den Abteilungen vor. Es wird in Schichten gearbeitet. Ab 1940 werden von der Behörde 25 französische Kriegsgefangene zugeteilt, welche sich ohne Bewachung frei im Areal bewegen. Sie wohnen in einer Baracke die auf dem Betriebssportplatz Ecke Röntgen– Cheliusstraße errichtet wird. (Heute steht dort ein Haus für Krankenschwestern des Klinikums)

Gefertigt werden luftdichte Einsätze verschiedener Größen für Pulver- und Munitionskisten aus Holz, sowie die hierfür benötigten Beschläge, Schalengriffe und Verschlüsse. Diese Produkte werden an die Holz- und Möbelfabriken im ganzen Reich geliefert.

Tragbüchsen für Gasmasken, Geschosskörbe aus Holz und Metall, Geschossbehälter für die 2,7 cm Panzerabwehrkanone, Behälter für das Geschoss der 8,8 cm Fliegerabwehrkanone, sowie luftdichte Blechkoffer für die Truppe in Afrika, werden an die Wehrmacht geliefert.

Ein Großhandel wird angeschlossen. Verkauft werden die zur Befestigung der Kistenbeschläge, Griffe und Verschlüsse benötigten Holzschrauben, sowie andere Befestigungselemente. Waldherr ist der größte Abnehmer des Deutschen Holzschraubenverbandes.

Die laufende Fertigung, sowie die Endprodukte für die Wehrmacht, wird von Feuerwerkern der Heeresabnahmestelle kontrolliert. Diese ist ebenfalls in einem Gebäude der Brauerei stationiert, von Waldherr unterhalten und ist darüber hinaus für andere Betriebe im Mannheimer Bezirk und der Umgebung zuständig.

Bombenabwurf in der Nacht vom 5./6. September 1943: die größte Katastrophe, die die Stadt erlebt. Auch die Brauerei ist schwerst betroffen. Eine Vielzahl Stabbrandbomben entfacht über die ganze Mälzerei und den anliegenden Gebäuden ein verheerendes Feuer. Die vielköpfige Brandwache konnte das Feuer leider nicht aufhalten. Die dritten und vierten Etagen mit den Holzböden und den Dächern sind abgebrannt. Deren Schutt und Asche, sowie die ausgebrannten Maschinen, Vorrichtungen, Mobiliar und Teile der Fertigung bedecken die Maschinen der Stanzerei, Werkzeugbau und Schlosserei. Die Betondecken der ersten Etage halten dem Feuer und der Belastung stand. Die Werkskantine, die Wasch- und Umkleideräume, sowie der Außenaufzug sind aus- und abgebrannt. Lediglich das Turmgebäude mit den Maschinen, Einrichtungen und Anlagen sowie der Innenaufzug sind nahezu unversehrt. Glücklicherweise sind die drei Sprengbomben außerhalb der Gebäude eingeschlagen und haben die Fassade nur leicht beschädigt.

Das scheint zunächst das Ende der Firma Waldherr und dem größten Teil der Brauerei zu sein. Die Geschäftsleitung beschließt jedoch sofort den Wiederaufbau und erklärt in wenigen Wochen die Fertigung wieder aufnehmen zu können. In der ausgebrannten Halle von Erdal wird ein Notbüro eingerichtet. Ein Architekt wird hinzugezogen. Die Statik der Fassaden, der Säulen und Träger der Etagen ist noch intakt. Die Behörde genehmigt die Dächer über der ersten Etage. Man plant jedoch diese eine Etage höher zu setzen, um dann später die Decken der zweiten Etage einzubauen. Spontan sind befreundete Holzfirmen bei der Beschaffung der benötigten Balken und Bretter behilflich. Während der Dacharbeiten werden die Hallen vom Schutt befreit, und durch die Fensteröffnungen auf die Röntgenstraße geschaufelt. Dort liegt er noch weit über ein Jahr nach Kriegsende. Auch die Betonfertigdecken für die zweite Etage werden schon geplant. Die Fenster neu verglast, soweit defekt, durch Neue ersetzt. Die Aufbauarbeiten werden weitestgehend vom eigenen Personal getätigt. Die Maschinen der Stanzerei, des Werkzeugbaus und der Schlosserei, welche vom Schutt bedeckt waren, haben den Brand relativ gut überstanden, werden nun gereinigt und soweit nötig instandgesetzt. Für die ausgebrannten Maschinen wird Ersatz bestellt. In Tag und Nachtarbeit werden Vorrichtungen zur Fertigung der Einsätze neu konstruiert und hergestellt. Der Werkzeugbau als Schlüsselabteilung, sowie wichtige Maschinen der Stanzerei, der Montage und die Kantmaschinen für die Einsätze werden in zwei von drei Schiffen des Kellers verlegt. Die Werkskantine wird wieder aufgebaut. Für die ausgebrannten Büros, welche sich in der zweiten Etage des Mälzereigebäudes befanden, werden in einer Halle der an der Mälzerei anliegenden Gebäude 8 Räume abgeteilt.

Das fast Unmögliche ist geschafft. Die Fertigung läuft wieder auf Hochtouren, nur unterbrochen durch die immer öfter gegebenen Fliegeralarme, wobei jedes mal die nun mobilen Schweißvorrichtungen, die unersetzlichen Büromaschinen und wichtige Akten in den Keller befördert werden. Man befürchtet, dass die Decken der Schutzräume, welche sich zum großen Teil unter der Hoffläche befinden, den Sprengbomben nicht standhalten würden und suchte nun Schutz in den Kellerräumen unter der Mälzerei. Bei weiteren Luftangriffen auf Mannheim bleibt die Brauerei verschont.

Das baldige Kriegsende ist vorauszusehen, der Betrieb wird eingestellt. Man widersetzt sich dem am 19. März von Hitler angeordneten Nerobefehl, wonach alle Fabrikanlagen zerstört werden müssen. An jeder Maschine wird ein spezifisches Teil für deren Betrieb entfernt und mauert diese in einer Nische im Keller ein.

Der Krieg ist zu Ende. Die Maschinen werden wieder aufgerüstet. Wegen der Parteimitgliedschaft der Gesellschafter steht der Betrieb unter Treuhandschaft, so ist deren Tätigkeit weitestgehend beschränkt. Der Betriebsrat ist kommunistisch beeinflusst und wenig behilflich bei der Umstellung auf ein neues Programm. Auf legale Weise ist kaum Material für eine Fertigung zu beschaffen. Lockenwickler, Haarklammern, Maschinchen zum Selbstdrehen von Zigaretten, Deckel für Konservendosen, Bett und Fensterbeschläge und anderes Zeug wird gefertigt.

30. Juni 1948. Mit dem Tag der Währungsreform erlischt die Treuhandschaft. Nun kommt das Finanzamt und aktiviert nach einem Kontrollratgesetz die Verluste wegen des Brandschadens und Forderungen an das Reich und erzwingt eine Nachzahlung über 100.000 DM, wofür ein Bankkredit aufgenommen werden muss.

Das Unternehmen steht fast vor dem aus. Das Personal wird reduziert, teils an befreundete Firmen ausgeliehen oder entlassen. Die Werksküche, der Speisesaal und die darunter liegenden Büros werden aufgegeben. Die Kleiderfabrik Lissner und Rösner übernimmt die Räume. Niderehe baut nun für Waldherr drei Büroräume in der zweiten Etage über der Schlosserei.(deshalb befinden sich dort die drei großen Fenster in der Frontfassade).

Glücklicherweise steht der gut gerüstete Werkzeugbau mit einigen hoch qualifizierten Werkzeug-machern zur Verfügung und ist die Vorrausetzung für den Neuanfang.

Auch die Söhne von Wilhelm Waldherr, Richard und Norbert, als Werkzeugmacher ausgebildet, sind nun in der Firma tätig.

Gefertigt werden nun Kernbleche für Kleintransformatoren verschiedener Typen und Größen mit Befestigungswinkeln, Blechgehäusen, Lötleisten- und Platten, für die Elektroindustrie. Chassis und Skalenelemente für die Radiogeräte- Firmen. Geliefert wird in das ganze Bundesgebiet. Für Siemens in Speyer werden umfangreiche, präzise Stanz- und Pressarbeiten für Fernmelde- Relais und Verteilerplatten ausgeführt.

1951. Über eine Ausschreibung der US Army von 50.000 Sperrholzkoffer mit Einsätzen erhält Waldherr, für einen Metallbetrieb ungewöhnlich, einen Auftrag über 10.000 Einheiten. Sofort werden die Werkzeuge für die Beschläge und Verschlüsse gefertigt. Für die hierfür benötigten Befestigungsnieten und Zylindervorhängeschlösser lässt sich Waldherr bei den Vorlieferanten 50.000 Garnituren reservieren. So müssen die Mitlieferanten außer den Beschlägen und Verschlüssen auch das Befestigungsmaterial und die Schlösser bei Waldherr kaufen.

Die große Halle in der zweiten Etage wird für die Fertigung vorbereitet. Die Vorrichtungen zum Schweißen der Einsätze werden aus dem Keller geholt, für das Zusammennageln und Nieten der Holzkoffer umgebaut. Eine Lackieranlage mit Hängebahn zum Trocknen der Koffer nimmt 1/3 der Hallenfläche ein. Eine Zuschnittsäge wird gekauft. Ein Schuppen hierfür und zur Lagerung der angelieferten Sperrholzplatten auf der gegenüberliegenden Hofseite gebaut. Wiedereinmal wird bei Tag und Nacht und an Sonn- und Feiertagen gearbeitet.

Am Vorabend des angesetzten Liefertermins wird die Nullserie mit den Werkzeugmachern und Schlossern zusammengenagelt und genietet. Am nächsten Morgen übernehmen 40 über das Arbeitsamt eingestellte Schreiner die Arbeitsplätze an zwei Fertigungsstraßen und abends hängt die geplante Tagesfertigung von 200 Koffer lackiert und versandbereit an den Haken der Trockenbahn. Die Lieferungen, auch an die Mitlieferanten, werden nun anstandslos, fristgerecht und höchst profitabel abgewickelt. Was Viele nicht für möglich hielten. Von da an ging es bergauf.

1954. Für die Schmalbach- Blechwarenwerke, Zweigwerk Karlsruhe, wird ein Spannringverschluß für mehrfach verwendbare Konservendosen entwickelt, patentiert und gefertigt. Der Artikel kommt bei dem Verbraucher gut an. Über zweihunderttausend Ringe werden jährlich geliefert. Das Verschlusssystem wird für Chemikalien- Lack- und Farbeimer übernommen. Eine Fertigung von Ringen bis zu 300 mm Durchmesser wird aufgezogen zur Lieferung an weitere namhafte Blechwarenwerke im Bundesgebiet (Marktanteil 75%). Auch in die Schweiz und nach Frankreich wird geliefert.

In der Halle im Erdgeschoss (vorher von Gerberich genutzt), lagern Tonnen von Weiß- und verzinkten Blechen welche mit schweren Scheren und Rollenscheren zu Streifen für die Ringfertigung geschnitten werden. An der Decke befinden sich Kranbahnen um das Material zu bewegen. Die Verschlussteile werden in der Stanzerei mit automatischen Pressen gefertigt. Aus Kostengründen werden die Verschlüsse in der Behinderten Werkstatt Neckarau, sowie in den Justizvollzuganstalten Mannheim und Frankenthal, mit von Waldherr beigestellten Vorrichtungen, zusammengenietet. In der großen Halle der zweiten Etage werden auf umgebauten Bördelmaschinen die Blechstreifen profiliert, zu Ringen gerollt und mit den Punktschweißmaschinen die Verschlüsse befestigt. Über 20 Punktscheißmaschinen werden betrieben. An einem Karusselltisch montieren 20 Frauen die Konservendosenspannringe, welche anschließend in Schutzlack ge-taucht und im Brennofen getrocknet werden. Die Spannringe sind nun wesentlicher Umsatzträger. Die wenig ertragreiche Fertigung der Kernbleche mit Zubehör wird aufgegeben.

1956. In Pionierarbeit wird für europäische Verhältnisse geeignetes Verfahren zur Dosierung von Flüssiggas im geschlossenem System entwickelt, Vorraussetzung zum Bau von Füll- und Verschließmaschinen für Sprühdosen. Prototypen werden gebaut und bei den Siegelwerken in Köln zur Füllung der Flit- Insektensprühdosen mit Erfolg getestet. Nun wird die erste automatische

Sprühdosenabfüllmaschine Europas gebaut, auf der internationalen Verpackungsmesse in Düsseldorf ausgestellt und findet unter den Experten großes Interesse. Schwarzkopf übernimmt die Maschine und füllt im Werk Wassertrüdingen Taft- Haarsprühdosen. Weitere namhafte Kunden konnten gewonnen werden. Waldherr ist nun im Geschäft.

Ein Büro für die Konstrukteure wird angebaut. Mehrere Unterlieferanten fertigen die benötigten Drehteile, Maschinenelemente und Gestelle. In der ehemaligen Zuschneiderei werden die Maschinen, teils bis zu 5 Meter lang und bis zu 3000 kg schwer, montiert. Geliefert werden die Maschinen an kosmetische- und chemische Werke erster Adressen im Bundesgebiet und Ausland.

Firmiert wird nun unter Johann Waldherr Stanz und Presswerk Maschinen und Apparatebau.

Das Flüssiggastreibmittel für Sprühdosen dient auch als Kältemittel für Kühlschränke. Von der Industrie aufgefordert entwickelt Waldherr eine Abfüllanlage für Kühlaggregate und liefert diese an Kühlschrankfabriken in Deutschland, nach Frankreich, England, Dänemark und Schweden.

Abfüllmaschine für Kältemittel in Haushaltskühlschränke
Abfüllmaschine für Kältemittel in Haushaltskühlschränke

Vollautomatische Abfüllanlage für Kältemittel
Vollautomatische Abfüllanlage für Kältemittel

Prototyp mit der Prozessfolge: Produktfüllung, Frigen-Treibgasfüllung unter Druck, Verschließen
Prototyp mit der Prozessfolge: Produktfüllung, Frigen-Treibgasfüllung unter Druck, Verschließen

Prospekt
Prospekt

Gigant-Probeaufbau in der alten Brauerei
Gigant-Probeaufbau in der alten Brauerei

Gigant auf der Interpack 1964: Sprühdosenabfüllmaschine für Doppelschritt-Rundtakt
Gigant auf der Interpack 1964:
Sprühdosenabfüllmaschine für Doppelschritt-Rundtakt

Verkaufsgespräch auf der Interpack 1964
Verkaufsgespräch auf der Interpack 1964

Prototyp mit der Prozeß-Folge: Produktfüllung, Frigen-Treibgasfüllung unter Druck, Verschließen
Abfüllanlage in Betrieb

Probelauf: 60°C-Warmwasserprüfbad für Dosendichtigkeit
Probelauf: 60°C-Warmwasserprüfbad für Dosendichtigkeit

Spraydosen
Spraydosen

Auch ein Spezial-Schraubverschluss für Kunststofftuben wird entwickelt und patentiert. Zur Fertigung wird die Lizenz an ein Kunststoffwerk vergeben und die hierfür benötigten Abfüllmaschinen gefertigt.

Durch erhebliche Umsatzrückgänge in der Sparte Spannringverschlüsse – 1973 durch die Ölkrise ausgelöst - Probleme wegen der Vorfinanzierung einer kompletten Füllanlage an die DDR, (Auftragswert ca. 1 Million DM) welche als Generalunternehmen, gefertigt, termingerecht geliefert und mit Erfolg ohne Abstriche in Betrieb genommen werden konnte, geriet die Firma in finanzielle Engpässe. Diese Anlage galt als Pilot Projekt für den Osten. In Folge konnte ein Auftrag über 10 Anlagen dieser Dimension mit der UDSSR abgeschlossen werden. Die Badische Bank war unter den gegebenen Umständen nicht bereit dieses Objekt zu finanzieren. Im Gegenteil sie kündigte umgehend die bestehenden Kreditlinien.

Das bedeutete 1974 das Aus für die Johann Waldherr O.H.G.

 

Quellen:

Außer Lageplänen wurde folgende Literatur genutzt.

Arnold, Petra: MANNHEIMERLEBEN, S.174, Mannheim 2006

Bund Deutscher Architekten (BDA): Architektur in Baden-Württemberg Band 8, S.176 f., Stuttgart 2006

Clark, Dr.Tom C.: Neuentwickelter Aerosol-Druckabfüll-Automat in neue verpackung Heft 9, 1963,  S.1122-1124

Drüppel, Adolf; Flaig, Hans; Jesina, Alexander; Neumann, Dr.Hans; Vineta, Nikola B.: Eichbaum Chronik seit 1679, Mannheim 1992

Ebenhög, Heinz: Manuskript zur Familiengeschichte S.90-93, Weinheim 2008

Facius, Friedrich: Hafenbau und Flußkorrektion in Mannheimer Hefte 1981/1

Flaig, Hans: Übersicht »Bierkeller an der Käfertaler Straße"/Ausdruck, Worms 1998

Generalanzeiger Mannheim: Berichte in zahlreichen Ausgaben, Stadtarchiv Mannheim Sammlungen S2/1017 und S2/1637

Gieseler: Albert: Email vom 24.April 2007

Gieseler, Albert: CD-Rom zu Die Geschichte der Dampfmaschine, Münster 2002

Guttmann , Barbara: Hopfen&Malz - Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe, Karlsruhe 1998

Handelskammer für den Kreis Mannheim: Jahresberichte für die Jahre 1864 bis 1913, Mannheim 1865 bis 1914

Häupl, Rainer: Zeitspuren in Architektur/Innenarchitektur/Technischer Ausbau (AIT) 4-2006, S.146ff., Stuttgart 2006

Keil, Heinrich (Hrsg.): Hartmuth Pfeil - Werke aus fünf Jahrzehnten Erschienen in der Reihe »Hessische Beiträge zur deutschen Literatur« herausgegeben von der Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde e.V. 1987, Darmstadt (Roetherdruck), 384 Seiten mit umfangreichen Bildteil, Großformat (21x30cm), kartoniert, ISBN: 3792901579

Offenburg, Volker von: Prost Heidelberg - Die Geschichte der Heidelberger Brauereien und Bierlokale, Heidelberg 2005

Rexroth, Karl: Umnutzung historischer Industriebauten an Beispielen von Brauereien, Badische Brauerei Mannheim, Sudhaus Welde-Bräu Schwetzingen, Semesterarbeit an der Universität Heidelberg, Mannheim 2004

Ryll, Dr. Monika: Die ehemalige Badische Brauerei in Wohlgelegen, Informtionsblatt zum Tag des offenen Denkmals, Mannheim 2004

Ryll, Dr. Monika: Mannheim und seine Bauten 1907-2007, Band 1 Stadtplanung und Stadtentwicklung, Baukultur und Denkmalpflege, S.164, Mannheim 2006

Schenk, Andreas: Architekturführer Mannheim, Berlin 1999

Schmucker und Partner: 75 Jahre Schmucker Architekten, S.68 ff., Mannheim 2006

Stange, Albert: Die angewandte Technik im Brauereigewerbe von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Köln 1926

Wagenbreth, Orfried - Düntzsch, Herlmut - Gieseler   , Albert: Die Geschichte der Dampfmaschine, Münster 2002

Waldherr, Richard: 40 Jahre Waldherr in der Alten Brauerei, Ausdruck Mannheim 2005

Walter, Friedrich: Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart, drei Bände, Mannheim 1907

 

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