Geschichte - en détail |
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Der »Gebäude-Oldtimer« in der Käfertaler Straße 162 entstand ab ca. 1880 für die damalige Badische Brauerei. Schon 1917 wurde der Betrieb wieder eingestellt. Nach der Zigarrenfabrikation füllten bis 1970 Metallverarbeitung, Druckerei und Elektrotechnik viele Räume mit Menschen und Gütern. Dann wurden Bildung und Freizeit immer wichtiger: Die Schule für Physiotherapie, der Judo-Club und das "Umwelt-Zentrum" boten neue Gelegenheiten. Auch Waren wurden gehandelt: Teppichböden, Autoteile, Spielautomaten, ... . Seit wenigen Jahren treibt die Vielfalt des Lebens neue Blüten in den alten Mauern: Informationstechnologie, Multimedia, Event-Support. Statt große Mengen Gerstenmalz und schwere Sudkessel schultern die gußeisernen Säulen etliche Gigabytes - sicher eine ihrer leichtesten Übungen in den letzten 120 Jahren. Chronik der Käfertaler Str. 162 und Umgebung in Mannheim (Stand: 28.3.2016):
Vorbemerkung: Um Gebäude und Stadtbild an einem bestimmten Ort zu verstehen, bedarf es vielfältiger Bezüge. Neben Natur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte sind oft Aspekte aus Architektur, Denkmalschutz, Technikentwicklung, Gesetzgebung und Archivlage interessant. Auch die Wirkung einzelner Persönlichkeiten zu berücksichtigen erscheint sinnvoll. Trotzdem bleibt die Abgrenzung subjektiv. Dem Leser bleibt es überlassen, ihm Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Auch die Frage, wie bedeutsam betrachtete Gebäude und Stadtbild für die Stadtkultur sind, wird bei der großen Zahl möglicher Kriterien sicher versch. Antworten finden. Hinweise auf Fehler, Ergänzungsmöglichkeiten und Dokumente sind immer willkommen! Zur Geschichte der Firma Waldherr: Bitte Texte und Bilder nach der Chronik beachten! Eine Quellenliste und eine »Suchliste« stehen am Ende der Chronik. 10000 v.Chr. ca. 9000 v.Chr. 766 1607 1751 1801 1805 1819 1821 1822 1833 1840 1842 1845 1850 1862/1869 1865 1870 1871 1873 1877
1881 1882 1883 1884 Die Direktoren-Villa, heute Eckhaus genannt, und das danebenstehende alte Sudhaus (heute »Braustübl") sind fertiggestellt. Am Treppenaufgang von der Käfertaler Straße befinden sich in der schmiedeisernen Tür die Initialen »CH« für Christoph Hofmann. 1885
1886 Am 31.12. gründet der jetzt 42jährige Christoph Hofmann mit seinem Brauereibetrieb »Zur Stadt Lück« die Badische Brauerei AG Mannheim. Das Eigenkapital beträgt 800.000 M. Der Generalanzeiger berichtet: »Die Actien sind von hiesigen Kapitalisten sämmtlich fest übernommen ...«. 1887 Die Stadt Mannheim verkauft einen »größeren Terraincomplex« an die Badische Brauerei »zur Erweiterung der Kellereien«. Vermutlich entsteht darauf das Mälzereigebäude. Die Baufirma F.&A.Ludwig ist die hauptsächliche oder einzige Erbauerin der Badischen Brauerei. Zahlreiche Entwürfe stammen vermutlich vom Geschäftsführer und Architekten August Ludwig. Die Keller haben eine Gesamtfläche von ca. 2700m², die Erd- und Obergeschosse von ca. 9000m². Es gibt Stallplätze für 17 Pferde. Der Hof ist teilweise überdacht. Ein eigener Brunnen ist vorhanden.
1888 Wahrscheinlich am 5.August fährt Bertha Benz (39 Jahre) an der Badischen Brauerei vorbei nach Feudenheim. Mit ihren Söhnen Eugen (15) und Richard (13) unternimmt sie die spektakuläre Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim, die erste Überlandfahrt mit einem Kraftfahrzeug. Vgl. www.bertha-benz.de 1889 Der Generalanzeiger berichtet von einem »Strike sämmtlicher Brauergehilfen« wegen versagter Lohnaufbesserung, was am Folgetag als »kleine Meinungsdifferenzen« neu berichtet wird. Einladung an die »Herren Actionäre« der Badischen Brauerei AG, die Malzfabrik und andere Neuanlagen »in Augenschein zu nehmen«. Damit ist die Errichtung aller großen Gebäude für die Brauerei abgeschlossen. Die Badische Brauerei wird erstmals namentlich im Bericht der Handelskammer erwähnt. Sie ist der drittgrößte Biersteuerzahler in Mannheim und produziert fast nur für Abnehmer im Land Baden. Die beiden größeren Konkurrenten Eichbaum und Mayerhof sind dagegen stark im Export. 1890 Für Firmen gibt es noch keine festgelegten Signets und Schriften, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts üblich werden. So mutet heute das Schild der Badischen Brauerei von ca. 1890 etwas seltsam an. Der Textinhalt ist die Information. Ein Logo als Sinnbild und Wiedererkennungsmerkmal sowie eine eigens für das Unternehmen gestaltete Schrift fehlen.
1891 1892 1893
1896
1897 1898 1899 1902 1903 1904
1905 1906 Die Badische Brauerei übernimmt die Bierbrauerei Gehrig in Auerbach. 1910
1911 Das »Auerhahn-Bowlengefäß« wurde gestiftet »Der Kochkunstausstellung Mannheim 1911« von »Badische Brauerei . Mannheimer Aktienbrauerei . Bierbrauerei Durlacher Hof H.J.Rau . Brauereigesellschaft Eichbaum & Aktienbrauerei Ludwigshafen a./Rh.« Auf dem 48 cm hohen und von Griffaußenseite zu Griffaußenseite 42 cm breiten dreiteiligen Metallkörper sind Szenen der Jagd mit Hunden auf Hirsch, Wildschwein, Fuchs und Hase dargestellt. Im Innenraum hat ein zylindrische Glasschale mit 9,5 l Inhalt Platz.
1912
1914
1915 1916
1917 Am Jahresende wird der Braubetrieb in der Badischen Brauerei eingestellt. 1918 1920
Wahrscheinlich entwirft der Darmstädter Grafiker Hartmuth Pfeil (1893-1962) das »Rauten-Logo« als Signet der Cigarettenfabrik Ophyr. Es enthält die Groß-Buchstaben O und M für Ophyr Mannheim, drei Minarette und einen Orientalen mit Turban. Es wird in versch. Farben, ein- oder mehrfarbig verwendet. Auch Drucke ohne den Rautenrand gibt es.
1922 1924
1925
1927 1934 1937 1939
1940
1941 1943/1944 Mehrere Gewölbe-Tiefkeller auch der benachbarten Brauereien dienen als Luftschutzkeller. Entgegen den Vorschriften dürfen bei Fliegeralarm auch ca. 40 französische Kriegsgefangene, die bei Waldherr arbeiten, in den Luftschutzkeller. Bei Plünderungen und anderen Kriegswirren gehen Dokumente verloren.
1945
Mangels neuer Baustoffe werden per mühseliger Handarbeit aus Schutt Backsteine wiedergewonnen. Viele als Provisorien gedachte Ausbesserungen werden eine Zukunft von Jahrzehnten haben. Schutt verbleibt z.T. in Untergeschossen.
1946 1954 1955 1956 Die Firma Gerberich zieht um in ein neues Werk. Die geräumten Flächen übernimmt die Waldherr oHG.
1959 1963 1968 1974 Der 1.Mannheimer Judo-Club findet ein dauerhaftes Domizil im Rückgebäude. 1984 wird die Bronzemedaille des "Judo-Bäckers" Arthur Schnabel gefeiert. 1977 Die Waldherr-Laderampe im Hof wird abgerissen. Im Erdgeschoß eröffnet eine Filiale von "Frick-Teppichboden".
1983 Der Gemeinderat der Stadt Mannheim beschließt einen Bebauungsplan: Bis auf das denkmalgeschützte Eckhaus sollen alle Gebäude entlang der Röntgenstraße abgerissen werden. Stattdessen sind geplant: Straßenverbreiterung für die "autogerechte Stadt", Gleisbett für die Straßenbahn, Radweg und Straßenbegleitgrün sowie Tiefgarage, Parkhaus und weitere Gebäude für das Klinikum. 1989/1990
1995 1997 1998 2000 2002
Als Pferdeställe erbaute rückwärtige Gebäude dienten viele Jahre einer Auto-Werkstatt. Sie werden zugunsten weiterer neuer, zusätzlicher Parkplätze abgerissen. Nach 25 Jahren wird die stadtbekannte Filiale von »Teppich-Frick« wegen Insolvenz geschlossen. 2003 Die Fotografin Petra Arnold nutzt die leergeräumte Verkaufshalle von Teppich-Frick für ihre Arbeit.
2004 Am 1.März beginnt mit dem Kranaufbau die Baustelleneinrichtung für die Sanierung. Wichtige Phasen der Baustelle werden mit Fotos dokumentiert. Der Richtspruch kommt am 23.Juli von OBRA-Bauleiter Günter Bartolein. Nach einem Dank von Jürgen Herrmann an Bauleute und alle anderen Beteiligten spricht Baubürgermeister Lothar Quast vor 160 Arbeitern und Gästen im Erdgeschoß der Baustelle. Architekt Andreas Schmucker erklärt einige Besonderheiten der Baustelle. 2005 Ein Erfolg, der nicht mit Sicherheit erwartet werden durfte: Im Mai ziehen erstmals Mauersegler als Brutvögel in vier der 60 Nistkästen im hofseitigen Dachtrauf. Unter 19 Wettbewerbern in Mannheim erhält die Alte Brauerei wie drei weitere eine "Auszeichnung Guter Bauten" vom Bund Deutscher Architekten und ist damit im Wettbewerb zum landesweit ausgeschriebenen Hugo-Häring-Preis 2006. Am 24. September ist Einweihung mit Oberbürgermeister Gerhard Widder. Das Saxofonia-Quartett beseelt das Gebäude zusammen mit 180 Gästen und den FengShui-Experten, die zusammen mit Frau und Herrn Brenner sowie Jürgen Herrmann im Keller den Herzstein aktivieren. Zum Ereignis wird eine Broschüre veröffentlicht und die Beamer-Präsentation vom Vorjahr ist ausgebaut und heißt jetzt »Zeitreise«.
Im Oktober beginnen die Vorlesungen und Seminare der Fakultät für Klinische Medizin in den neuen Räumen. 2006 Für das Mälzereigebäude ändert sich die „Traditions-Adresse" Käfertaler Straße 162 in Röntgenstraße 7. Hier befindet sich die Auto-Einfahrt. Im Juni beseelt der Mannheimer Verein Industrietempel die Tiefkeller mit der Performance »Die 16 Säulen«. Künstler Gerd Reutter schafft für den Eintritt Tonstäbe, quasi kleine Säulen. 240 Besucher durchleben an drei Abenden die von Christine Weber konzipierte Raumbespielung in den Gewölbekellern und der 16-Säulenhalle.
Mehrere Veröffentlichungen berücksichtigen die Alte Brauerei in Wort und Bild. Die Innenarchitekturzeitschrift AIT präsentiert das Büro im 3.OG. Im Band 8 der Architektur in Baden-Württemberg sind die Preisträger der BDA-Auszeichnung Guter Bauten vereint, mit dabei die Alte Brauerei. Die Fotografin Petra Arnold zeigt in ihrem Fotoband MANNHEIMERLEBEN farbig die 16-Säulenhalle im Tiefkeller. In der Reihe Mannheim und seine Bauten 1907-2007 Band 1 beschreibt Dr. Monika Ryll Aspekte des Denkmalschutzes. Auch bei »75 Jahre Schmucker Architekten« ist die Alte Brauerei dargestellt. 2007 Der Mannheimer Bildhauer Gerd Reutter stellt seine Skulptur »Wasser für alle« als Leihgabe im Foyer auf. Am 3.Mai erfolgt eine Einweihung in einem »Kombi-Termin«. Zu den kurz zuvor eingetroffenen Mauerseglern gibt Dr. Klaus Mengel vom Naturschutzbund Nabu vielfältige Auskünfte.
Im Juni wird von BB-Promotion eine Großflächenwerbung für Stomp am Nottreppenhaus angebracht. zur Startseite Dr.Lederer übergibt nach 20 Jahren seine Praxis an den Kollegen Dipl.Psych. Schemenauer. Am Tag des offenen Denkmals den 9.September hören 50 Besucher den Vortrag “Denkmale der Industriekultur in der Metropolregion Rhein-Neckar“. Dipl. Ing. Albert Gieseler, Industriearchäologe am Landesmuseum für Technik und Arbeit Mannheim (LTA) und Mitglied des Denkmalbeirats der Stadt Mannheim, zeigt seine "Besichtigungs-Tour" mit zahlreichen Bildprojektionen im Hörsaal. Die Alte Brauerei erhält von der Architektenkammer Baden-Württemberg einen Preis für Beispielhaftes Bauen. Mira Schröder entwickelt als Diplomarbeit das Konzept für Die Ausstellung „dreihundertsechziggrad“ und sorgt für die Umsetzung im noch nicht ausgebauten Großraum im 2.OG.
Die Fotografin Petra Arnold arbeitet mit Models und ihrer Profikamera im alten Bierkeller.
Frau Brejcha eröffnet den Kiosk "Die FutterKrippe". Für Studenten, Schüler, BB-Mitarbeiter und alle anderen gibt es frisch belegte Brötchen, Kaffee, Knusperriegel, .... Wie war das Leben vorher nur ohne das alles möglich? Zur Website
2008 Die 2004 begonnene Sanierung und Umnutzung des ehem. Mälzereigebäudes konnte im August erfolgreich beendet werden. Nach dem Innenausbau der letzten 700m² im 2.OG hat BB-Promotion die von den Architekten-Büros Schmucker und Oettinger gestalteten Räume übernommen. Caritas verläßt nach sieben Jahre den Winkelbau der Alten Brauerei. Im Oktober wird dort TheSiMa eröffnet, ein Lern- und Lehrkrankenhaus, das die Studierenden gezielt auf die Anforderungen in Klinikalltag und Beruf vorbereitet. TheSiMa steht für Themenräume-Simulation-Mannheim. Nachfolger von Hahn & Zwerger Marketing ist freiraum³. Herr Caran und Herr Zwerger sorgen für personelle Kontinuität. 2009 Ab Mai nutzen Daniel Speer und Lothar Rogal mit ihrer Agentur für kreative Kommunikation speer+rogal einen Teil im sanierten 2.OG des ehem. Mälzereigebäudes. Der Eingangsbereich zu TheSiMa wird als kleine Grünanlage neu gestaltet und erhält Aufenthaltsqualität.
2011 Im Mai stirbt der Inhaber von BB-Promotion Michael Brenner an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Vgl. www.bb-promotion.com/ueber-uns/in-memoriam-michael-brenner. Sein Lebenswerk wird von seiner Frau, seinen Kindern und langjährigen Geschäftsführern mit Engagement fortgesetzt. Gerd Reutter feiert im Juli im Gewölbekeller des sanierten Mälzereigebäudes: Gleichzeitig mit seinem 80.Geburtstag sind zwanzig Jahre seiner künstlerischen Tätigkeit Anlaß. Bei der Vernissage zu »Im Erdenreich - Ton- und Bronzeskulpturen aus 20 Jahren« gibt Dr. Jochen Kronjäger eine Einführung und Alexander Peschko eine Butoh-Tanz-Performance. Vgl. gerdreutter.de 2013 Raimund Moll von der Verwaltung des Universitäts-Klinikums Mannheim bereichert dort die Flure mit historischen Bildern und Plänen, nicht nur vom ehem. Städtischen Krankenhaus sondern auch von früheren Unternehmen in der Nachbarschaft: Die Badische Brauerei und Cigaretten-Fabrik Ophyr sind dabei. Danke!
2014 Im Oktober beginnt die Eichbaum-Brauerei auf dem viele Jahre vom Existenzgründerzentrum MAFINEX genutzten Gelände mit dem Abriß der Gebäude an der Grenze zur Alten Brauerei. Diese gehörten früher zur Eichbaum-Brauerei und stehen z.T. auf alten, zweistöckigen Brauerei-Tiefkellern, die geöffnet und mit Material verfüllt werden. Vom Hof der Alten Brauerei entstehen zwischenzeitlich neue Aussichten.
2015 Die neuen Aussichten gehen durch eine neue Leichtbau-Lagerhalle von Eichbaum direkt an der Grenze wieder verloren. Weitere Abrißarbeiten und der Neubau eines Hochregallagers für Dosen mit Laderampen für LKWs sind für die nächsten zwei Jahre angekündigt. Nach über 30 Jahren beenden Dr. Kornelia Minn-Köhler ihre Kinderarzt-Praxis und Dr. Heinz Köhler seine Praxis für Allgemein-Medizin. Letztere wird von Dr. Isidoro Pérez-Tomás übernommen. Liste der gewerblichen NutzerDie Liste der gewerblichen Nutzer der ehem. Badischen Brauerei ist sicher unvollständig. Das Adreßbuch im Stadtarchiv Mannheim ist noch nicht systematisch ausgewertet. Nutzer, die ein Lager, eine Garage oder einen Musikproberaum gemietet hatten, sind nur teilweise genannt. Recherche-Stand: 21.8.2005
40 Jahre Waldherr in der Alten Brauerei:Von Richard Waldherr im Februar 2005
Johann Waldherr baute 1912 ein Wohnhaus mit einer Werkstatt über zwei Etagen im Hinterhof der Alphornstraße 46 in Mannheim und gründete die Johann Waldherr Kunstschmiede und Bauschlosserei. J.W. war unter anderem 12 Jahre als Meister und Werkleiter bei der Kunstschmiede Joseph Neuser tätig und war entscheidend an der Fertigung der von Professor Götz, Karlsruhe, entworfenen Toranlage des Klinikums Mannheim beteiligt, welche 1900 auf der Weltausstellung in Paris mit einer Goldmedaille ausgezeichnet worden ist. Weil nach dem ersten Weltkrieg, ausgelöst durch die Wirtschaftskrise, die Nachfrage an prunkvollen Toren und Gittern stagnierte und so den Kunstschmieden keine Existenz mehr bot, übernahmen Mitte der Zwanziger Jahre die Söhne Wilhelm und Richard, auch als Kunstschmiede ausgebildet und im Betrieb tätig, die Fertigung von Apparaten, wie Gaskessel, Wärmeschränke und Bauteile für Zentralheizungen, sowie Betten und Sitzmöbel aus Stahlrohr. Hinzu kamen Verpackungsbehälter aus Metall, sowie Kistenbeschläge, Griffe und Verschlüsse für die Holzindustrie. Der Betrieb, der nun unter Johann Waldherr Apparatebau Metallwaren firmiert, expandiert, die Werkstätten sind zu klein. Deshalb werden 1934 Hallen des Mälzerei- Gebäudes und den anschließenden Nebengebäuden der ehemaligen Badischen Brauerei angemietet, die Platz für zehn Abteilungen boten. Der Raum für die Zuschneiderei liegt im Erdgeschoss zwischen der Fa. Gerberich und dem Auslieferungslager der Erdal Wachs- und Schuhcreme Fabrik. Dort stehen die schweren Scheren mit welchen die Mäntel und Seitenteile für die Einsatzfertigung (für Munitionskästen aus Holz) geschnitten werden. Ein Lastenaufzug wird eingebaut um die Zuschnitte in die erste Etage zu befördern. In der Halle der ersten Etage über Gerberich befinden sich der Werkzeugbau und die Stanzerei. Dort stehen die Werkzeugmaschinen sowie 18 Werkbänke zur Herstellung der Stanz- und Presswerkzeuge, und schlussendlich 60 Exzenterpressen mit Presskräften von 40– 80 Tonnen. Die Dreherei mit den Dreh– und Fräsmaschinen ist im Turmbau platziert. Auf dem Vorplatz steht eine Walzmaschine zum Glätten der Bandeisenringe zum Verarbeiten in der Stanzerei. Über der Zuschneiderei befindet sich die Betriebs- und Vorrichtungsschlosserei. Hier arbeiten die Maschinenschlosser, Rohrschlosser, Spengler und Elektriker. In der Behälterfertigung in der zweiten Etage über der Stanzerei werden die Einsätze auf speziellen Vorrichtungen geschweißt und mit Prüfeinrichtungen auf Dichtheit kontrolliert. Dort sind anfangs auch für die Verwaltung fünf Büroräume abgeteilt. Die Lackieranlage für die Einsätze befindet sich im Turmbau über der Dreherei und nebenan über der Schlosserei die Versandabteilung sowie das Schraubenlager. In der Halle der dritten Etage befindet sich die Montageabteilung. Die Einrichtungbesteht aus Bohr– Punktschweiß– Falz– Bördel– Niet– Gewindeschneidmaschinen und Montagepressen. Eine weitere Lackieranlage für Einbrennlacke ist im Turmbau. Nebenan über dem Versand stehen die Tauchlackieranlagen für die Beschläge, Griffe und Verschlüsse, sowie die Lack– Einbrenn- und Trockenöfen. In der vierten Etage des Turmbaues befindet sich die Autogen– und Elektroschweißerei für die Verschlussösen. Auf dem Vorplatz stehen zwei Acetylengasbereiter mit je 4 Kubikmeter Volumen und eine Batterie von je 4 Sauerstoff- Flaschen, welche im Wechselbetrieb die Schweißbetriebe kontinuierlich über ein Rohrnetz mit Schweißgas versorgen. Ebenfalls angemietet sind die Hallen in der ersten und zweiten Etage des Gebäudes neben der Mälzerei. Hier befinden sich die Wasch- und Umkleideräume sowie die später eingerichtete Werkskantine, welche im Schichtbetrieb für die Belegschaft das Mittagessen bereitet. Auch die Gewölbekeller unter der Mälzerei werden benutzt. Hier steht eine Anlage mit je zwei Druckluftkompressoren und Druckkessel mit einem Volumen von 8 Kubikmeter. Sie versorgt die pneumatisch betriebenen- Kantmaschinen und Schweißvorrichtungen mit Druckluft. Eine Reibspindelpresse mit einer Presskraft von 120 Tonnen ist hier aus statischen Gründen aufgestellt (deren Fundamente sind heute noch vorhanden). Das Lager für die Stanz- und Presswerkzeuge, sowie die Kistenschreinerei haben hier ebenfalls Platz gefunden. Sonst werden hier die schweren Bandeisenringe für die Beschläge, Griffe und Verschlüsse gelagert. Zu deren Förderung von der Hofebene aus wird auf der Stirnseite des Mittelschiffes eine Materialrutsche eingebaut. Anfang des Krieges werden alle anderen Kellerhallen der Brauerei, ausgenommen der zwei Keller von Perl und Treiber, als Luftschutzräume genutzt. Gasschleusen und ein Sanitätsraum mit Liegeraum werden eingebaut. Tonnenschweres Material werden auf Hubgestellen, teils mit Kisten versehen, auf hydraulisch betätigten Hubwagen über die Etagen bewegt. Auch die voluminösen Einsätze müssen abtransportiert werden. Der vorhandene Aufzug ist deshalb überlastet. Auf der nördlichen Stirnseite des Mälzereigebäudes wird über vier Etagen ein außenliegender Aufzug gebaut. Dieser ist so ausgelegt, dass auch die Hofebene und die verschiedenen Pritschenhöhen der Fahrzeuge angesteuert werden können. Weil die Fertigung der Einsätze wegen ihres Volumens in größeren Mengen nicht im Hause gelagert werden können, werden diese vom Pferdefuhrwerkbetrieb Hamel laufend an die Bahnhöfe Neckarstadt und Käfertal transportiert und in Eisenbahnwaggons verladen. J.W. übergibt 1936 seinen Söhnen den Betrieb Das Unternehmen beschäftigt in den besten Zeiten bis zu 800 Leute, vorwiegend Frauen. 12 Meister stehen den Abteilungen vor. Es wird in Schichten gearbeitet. Ab 1940 werden von der Behörde 25 französische Kriegsgefangene zugeteilt, welche sich ohne Bewachung frei im Areal bewegen. Sie wohnen in einer Baracke die auf dem Betriebssportplatz Ecke Röntgen– Cheliusstraße errichtet wird. (Heute steht dort ein Haus für Krankenschwestern des Klinikums) Gefertigt werden luftdichte Einsätze verschiedener Größen für Pulver- und Munitionskisten aus Holz, sowie die hierfür benötigten Beschläge, Schalengriffe und Verschlüsse. Diese Produkte werden an die Holz- und Möbelfabriken im ganzen Reich geliefert. Tragbüchsen für Gasmasken, Geschosskörbe aus Holz und Metall, Geschossbehälter für die 2,7 cm Panzerabwehrkanone, Behälter für das Geschoss der 8,8 cm Fliegerabwehrkanone, sowie luftdichte Blechkoffer für die Truppe in Afrika, werden an die Wehrmacht geliefert. Ein Großhandel wird angeschlossen. Verkauft werden die zur Befestigung der Kistenbeschläge, Griffe und Verschlüsse benötigten Holzschrauben, sowie andere Befestigungselemente. Waldherr ist der größte Abnehmer des Deutschen Holzschraubenverbandes. Die laufende Fertigung, sowie die Endprodukte für die Wehrmacht, wird von Feuerwerkern der Heeresabnahmestelle kontrolliert. Diese ist ebenfalls in einem Gebäude der Brauerei stationiert, von Waldherr unterhalten und ist darüber hinaus für andere Betriebe im Mannheimer Bezirk und der Umgebung zuständig. Bombenabwurf in der Nacht vom 5./6. September 1943: die größte Katastrophe, die die Stadt erlebt. Auch die Brauerei ist schwerst betroffen. Eine Vielzahl Stabbrandbomben entfacht über die ganze Mälzerei und den anliegenden Gebäuden ein verheerendes Feuer. Die vielköpfige Brandwache konnte das Feuer leider nicht aufhalten. Die dritten und vierten Etagen mit den Holzböden und den Dächern sind abgebrannt. Deren Schutt und Asche, sowie die ausgebrannten Maschinen, Vorrichtungen, Mobiliar und Teile der Fertigung bedecken die Maschinen der Stanzerei, Werkzeugbau und Schlosserei. Die Betondecken der ersten Etage halten dem Feuer und der Belastung stand. Die Werkskantine, die Wasch- und Umkleideräume, sowie der Außenaufzug sind aus- und abgebrannt. Lediglich das Turmgebäude mit den Maschinen, Einrichtungen und Anlagen sowie der Innenaufzug sind nahezu unversehrt. Glücklicherweise sind die drei Sprengbomben außerhalb der Gebäude eingeschlagen und haben die Fassade nur leicht beschädigt. Das scheint zunächst das Ende der Firma Waldherr und dem größten Teil der Brauerei zu sein. Die Geschäftsleitung beschließt jedoch sofort den Wiederaufbau und erklärt in wenigen Wochen die Fertigung wieder aufnehmen zu können. In der ausgebrannten Halle von Erdal wird ein Notbüro eingerichtet. Ein Architekt wird hinzugezogen. Die Statik der Fassaden, der Säulen und Träger der Etagen ist noch intakt. Die Behörde genehmigt die Dächer über der ersten Etage. Man plant jedoch diese eine Etage höher zu setzen, um dann später die Decken der zweiten Etage einzubauen. Spontan sind befreundete Holzfirmen bei der Beschaffung der benötigten Balken und Bretter behilflich. Während der Dacharbeiten werden die Hallen vom Schutt befreit, und durch die Fensteröffnungen auf die Röntgenstraße geschaufelt. Dort liegt er noch weit über ein Jahr nach Kriegsende. Auch die Betonfertigdecken für die zweite Etage werden schon geplant. Die Fenster neu verglast, soweit defekt, durch Neue ersetzt. Die Aufbauarbeiten werden weitestgehend vom eigenen Personal getätigt. Die Maschinen der Stanzerei, des Werkzeugbaus und der Schlosserei, welche vom Schutt bedeckt waren, haben den Brand relativ gut überstanden, werden nun gereinigt und soweit nötig instandgesetzt. Für die ausgebrannten Maschinen wird Ersatz bestellt. In Tag und Nachtarbeit werden Vorrichtungen zur Fertigung der Einsätze neu konstruiert und hergestellt. Der Werkzeugbau als Schlüsselabteilung, sowie wichtige Maschinen der Stanzerei, der Montage und die Kantmaschinen für die Einsätze werden in zwei von drei Schiffen des Kellers verlegt. Die Werkskantine wird wieder aufgebaut. Für die ausgebrannten Büros, welche sich in der zweiten Etage des Mälzereigebäudes befanden, werden in einer Halle der an der Mälzerei anliegenden Gebäude 8 Räume abgeteilt. Das fast Unmögliche ist geschafft. Die Fertigung läuft wieder auf Hochtouren, nur unterbrochen durch die immer öfter gegebenen Fliegeralarme, wobei jedes mal die nun mobilen Schweißvorrichtungen, die unersetzlichen Büromaschinen und wichtige Akten in den Keller befördert werden. Man befürchtet, dass die Decken der Schutzräume, welche sich zum großen Teil unter der Hoffläche befinden, den Sprengbomben nicht standhalten würden und suchte nun Schutz in den Kellerräumen unter der Mälzerei. Bei weiteren Luftangriffen auf Mannheim bleibt die Brauerei verschont. Das baldige Kriegsende ist vorauszusehen, der Betrieb wird eingestellt. Man widersetzt sich dem am 19. März von Hitler angeordneten Nerobefehl, wonach alle Fabrikanlagen zerstört werden müssen. An jeder Maschine wird ein spezifisches Teil für deren Betrieb entfernt und mauert diese in einer Nische im Keller ein. Der Krieg ist zu Ende. Die Maschinen werden wieder aufgerüstet. Wegen der Parteimitgliedschaft der Gesellschafter steht der Betrieb unter Treuhandschaft, so ist deren Tätigkeit weitestgehend beschränkt. Der Betriebsrat ist kommunistisch beeinflusst und wenig behilflich bei der Umstellung auf ein neues Programm. Auf legale Weise ist kaum Material für eine Fertigung zu beschaffen. Lockenwickler, Haarklammern, Maschinchen zum Selbstdrehen von Zigaretten, Deckel für Konservendosen, Bett und Fensterbeschläge und anderes Zeug wird gefertigt. 30. Juni 1948. Mit dem Tag der Währungsreform erlischt die Treuhandschaft. Nun kommt das Finanzamt und aktiviert nach einem Kontrollratgesetz die Verluste wegen des Brandschadens und Forderungen an das Reich und erzwingt eine Nachzahlung über 100.000 DM, wofür ein Bankkredit aufgenommen werden muss. Das Unternehmen steht fast vor dem aus. Das Personal wird reduziert, teils an befreundete Firmen ausgeliehen oder entlassen. Die Werksküche, der Speisesaal und die darunter liegenden Büros werden aufgegeben. Die Kleiderfabrik Lissner und Rösner übernimmt die Räume. Niderehe baut nun für Waldherr drei Büroräume in der zweiten Etage über der Schlosserei.(deshalb befinden sich dort die drei großen Fenster in der Frontfassade). Glücklicherweise steht der gut gerüstete Werkzeugbau mit einigen hoch qualifizierten Werkzeug-machern zur Verfügung und ist die Vorrausetzung für den Neuanfang. Auch die Söhne von Wilhelm Waldherr, Richard und Norbert, als Werkzeugmacher ausgebildet, sind nun in der Firma tätig. Gefertigt werden nun Kernbleche für Kleintransformatoren verschiedener Typen und Größen mit Befestigungswinkeln, Blechgehäusen, Lötleisten- und Platten, für die Elektroindustrie. Chassis und Skalenelemente für die Radiogeräte- Firmen. Geliefert wird in das ganze Bundesgebiet. Für Siemens in Speyer werden umfangreiche, präzise Stanz- und Pressarbeiten für Fernmelde- Relais und Verteilerplatten ausgeführt. 1951. Über eine Ausschreibung der US Army von 50.000 Sperrholzkoffer mit Einsätzen erhält Waldherr, für einen Metallbetrieb ungewöhnlich, einen Auftrag über 10.000 Einheiten. Sofort werden die Werkzeuge für die Beschläge und Verschlüsse gefertigt. Für die hierfür benötigten Befestigungsnieten und Zylindervorhängeschlösser lässt sich Waldherr bei den Vorlieferanten 50.000 Garnituren reservieren. So müssen die Mitlieferanten außer den Beschlägen und Verschlüssen auch das Befestigungsmaterial und die Schlösser bei Waldherr kaufen. Die große Halle in der zweiten Etage wird für die Fertigung vorbereitet. Die Vorrichtungen zum Schweißen der Einsätze werden aus dem Keller geholt, für das Zusammennageln und Nieten der Holzkoffer umgebaut. Eine Lackieranlage mit Hängebahn zum Trocknen der Koffer nimmt 1/3 der Hallenfläche ein. Eine Zuschnittsäge wird gekauft. Ein Schuppen hierfür und zur Lagerung der angelieferten Sperrholzplatten auf der gegenüberliegenden Hofseite gebaut. Wiedereinmal wird bei Tag und Nacht und an Sonn- und Feiertagen gearbeitet. Am Vorabend des angesetzten Liefertermins wird die Nullserie mit den Werkzeugmachern und Schlossern zusammengenagelt und genietet. Am nächsten Morgen übernehmen 40 über das Arbeitsamt eingestellte Schreiner die Arbeitsplätze an zwei Fertigungsstraßen und abends hängt die geplante Tagesfertigung von 200 Koffer lackiert und versandbereit an den Haken der Trockenbahn. Die Lieferungen, auch an die Mitlieferanten, werden nun anstandslos, fristgerecht und höchst profitabel abgewickelt. Was Viele nicht für möglich hielten. Von da an ging es bergauf. 1954. Für die Schmalbach- Blechwarenwerke, Zweigwerk Karlsruhe, wird ein Spannringverschluß für mehrfach verwendbare Konservendosen entwickelt, patentiert und gefertigt. Der Artikel kommt bei dem Verbraucher gut an. Über zweihunderttausend Ringe werden jährlich geliefert. Das Verschlusssystem wird für Chemikalien- Lack- und Farbeimer übernommen. Eine Fertigung von Ringen bis zu 300 mm Durchmesser wird aufgezogen zur Lieferung an weitere namhafte Blechwarenwerke im Bundesgebiet (Marktanteil 75%). Auch in die Schweiz und nach Frankreich wird geliefert. In der Halle im Erdgeschoss (vorher von Gerberich genutzt), lagern Tonnen von Weiß- und verzinkten Blechen welche mit schweren Scheren und Rollenscheren zu Streifen für die Ringfertigung geschnitten werden. An der Decke befinden sich Kranbahnen um das Material zu bewegen. Die Verschlussteile werden in der Stanzerei mit automatischen Pressen gefertigt. Aus Kostengründen werden die Verschlüsse in der Behinderten Werkstatt Neckarau, sowie in den Justizvollzuganstalten Mannheim und Frankenthal, mit von Waldherr beigestellten Vorrichtungen, zusammengenietet. In der großen Halle der zweiten Etage werden auf umgebauten Bördelmaschinen die Blechstreifen profiliert, zu Ringen gerollt und mit den Punktschweißmaschinen die Verschlüsse befestigt. Über 20 Punktscheißmaschinen werden betrieben. An einem Karusselltisch montieren 20 Frauen die Konservendosenspannringe, welche anschließend in Schutzlack ge-taucht und im Brennofen getrocknet werden. Die Spannringe sind nun wesentlicher Umsatzträger. Die wenig ertragreiche Fertigung der Kernbleche mit Zubehör wird aufgegeben. 1956. In Pionierarbeit wird für europäische Verhältnisse geeignetes Verfahren zur Dosierung von Flüssiggas im geschlossenem System entwickelt, Vorraussetzung zum Bau von Füll- und Verschließmaschinen für Sprühdosen. Prototypen werden gebaut und bei den Siegelwerken in Köln zur Füllung der Flit- Insektensprühdosen mit Erfolg getestet. Nun wird die erste automatische Sprühdosenabfüllmaschine Europas gebaut, auf der internationalen Verpackungsmesse in Düsseldorf ausgestellt und findet unter den Experten großes Interesse. Schwarzkopf übernimmt die Maschine und füllt im Werk Wassertrüdingen Taft- Haarsprühdosen. Weitere namhafte Kunden konnten gewonnen werden. Waldherr ist nun im Geschäft. Ein Büro für die Konstrukteure wird angebaut. Mehrere Unterlieferanten fertigen die benötigten Drehteile, Maschinenelemente und Gestelle. In der ehemaligen Zuschneiderei werden die Maschinen, teils bis zu 5 Meter lang und bis zu 3000 kg schwer, montiert. Geliefert werden die Maschinen an kosmetische- und chemische Werke erster Adressen im Bundesgebiet und Ausland. Firmiert wird nun unter Johann Waldherr Stanz und Presswerk Maschinen und Apparatebau. Das Flüssiggastreibmittel für Sprühdosen dient auch als Kältemittel für Kühlschränke. Von der Industrie aufgefordert entwickelt Waldherr eine Abfüllanlage für Kühlaggregate und liefert diese an Kühlschrankfabriken in Deutschland, nach Frankreich, England, Dänemark und Schweden.
Auch ein Spezial-Schraubverschluss für Kunststofftuben wird entwickelt und patentiert. Zur Fertigung wird die Lizenz an ein Kunststoffwerk vergeben und die hierfür benötigten Abfüllmaschinen gefertigt. Durch erhebliche Umsatzrückgänge in der Sparte Spannringverschlüsse – 1973 durch die Ölkrise ausgelöst - Probleme wegen der Vorfinanzierung einer kompletten Füllanlage an die DDR, (Auftragswert ca. 1 Million DM) welche als Generalunternehmen, gefertigt, termingerecht geliefert und mit Erfolg ohne Abstriche in Betrieb genommen werden konnte, geriet die Firma in finanzielle Engpässe. Diese Anlage galt als Pilot Projekt für den Osten. In Folge konnte ein Auftrag über 10 Anlagen dieser Dimension mit der UDSSR abgeschlossen werden. Die Badische Bank war unter den gegebenen Umständen nicht bereit dieses Objekt zu finanzieren. Im Gegenteil sie kündigte umgehend die bestehenden Kreditlinien. Das bedeutete 1974 das Aus für die Johann Waldherr O.H.G.
Quellen:Außer Lageplänen wurde folgende Literatur genutzt. Arnold, Petra: MANNHEIMERLEBEN, S.174, Mannheim 2006 Bund Deutscher Architekten (BDA): Architektur in Baden-Württemberg Band 8, S.176 f., Stuttgart 2006 Clark, Dr.Tom C.: Neuentwickelter Aerosol-Druckabfüll-Automat in neue verpackung Heft 9, 1963, S.1122-1124 Drüppel, Adolf; Flaig, Hans; Jesina, Alexander; Neumann, Dr.Hans; Vineta, Nikola B.: Eichbaum Chronik seit 1679, Mannheim 1992 Ebenhög, Heinz: Manuskript zur Familiengeschichte S.90-93, Weinheim 2008 Facius, Friedrich: Hafenbau und Flußkorrektion in Mannheimer Hefte 1981/1 Flaig, Hans: Übersicht »Bierkeller an der Käfertaler Straße"/Ausdruck, Worms 1998 Generalanzeiger Mannheim: Berichte in zahlreichen Ausgaben, Stadtarchiv Mannheim Sammlungen S2/1017 und S2/1637 Gieseler: Albert: Email vom 24.April 2007 Gieseler, Albert: CD-Rom zu Die Geschichte der Dampfmaschine, Münster 2002 Guttmann , Barbara: Hopfen&Malz - Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe, Karlsruhe 1998 Handelskammer für den Kreis Mannheim: Jahresberichte für die Jahre 1864 bis 1913, Mannheim 1865 bis 1914 Häupl, Rainer: Zeitspuren in Architektur/Innenarchitektur/Technischer Ausbau (AIT) 4-2006, S.146ff., Stuttgart 2006 Keil, Heinrich (Hrsg.): Hartmuth Pfeil - Werke aus fünf Jahrzehnten Erschienen in der Reihe »Hessische Beiträge zur deutschen Literatur« herausgegeben von der Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde e.V. 1987, Darmstadt (Roetherdruck), 384 Seiten mit umfangreichen Bildteil, Großformat (21x30cm), kartoniert, ISBN: 3792901579 Offenburg, Volker von: Prost Heidelberg - Die Geschichte der Heidelberger Brauereien und Bierlokale, Heidelberg 2005 Rexroth, Karl: Umnutzung historischer Industriebauten an Beispielen von Brauereien, Badische Brauerei Mannheim, Sudhaus Welde-Bräu Schwetzingen, Semesterarbeit an der Universität Heidelberg, Mannheim 2004 Ryll, Dr. Monika: Die ehemalige Badische Brauerei in Wohlgelegen, Informtionsblatt zum Tag des offenen Denkmals, Mannheim 2004 Ryll, Dr. Monika: Mannheim und seine Bauten 1907-2007, Band 1 Stadtplanung und Stadtentwicklung, Baukultur und Denkmalpflege, S.164, Mannheim 2006 Schenk, Andreas: Architekturführer Mannheim, Berlin 1999 Schmucker und Partner: 75 Jahre Schmucker Architekten, S.68 ff., Mannheim 2006 Stange, Albert: Die angewandte Technik im Brauereigewerbe von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Köln 1926 Wagenbreth, Orfried - Düntzsch, Herlmut - Gieseler , Albert: Die Geschichte der Dampfmaschine, Münster 2002 Waldherr, Richard: 40 Jahre Waldherr in der Alten Brauerei, Ausdruck Mannheim 2005 Walter, Friedrich: Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart, drei Bände, Mannheim 1907
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