1886
Erste Probefahrt von Karl Benz mit seinem Gasmotorwagen im Quadrat T 6.
Am 31.12. gründet der jetzt 42jährige Christoph Hofmann mit seinem Brauereibetrieb »Zur Stadt Lück« die Badische Brauerei AG Mannheim. Das Eigenkapital beträgt 800.000 M. Der Generalanzeiger berichtet: »Die Actien sind von hiesigen Kapitalisten sämmtlich fest übernommen ...«.
1887
Eine eingleisige Dampfbahn fährt von Mannheim durch die Käfertaler Straße über Käfertal und Viernheim nach Weinheim: neue Absatzgebiete und neue Kunden für die Brauereien.
Die Stadt Mannheim verkauft einen »größeren Terraincomplex« an die Badische Brauerei »zur Erweiterung der Kellereien«. Vermutlich entsteht darauf das Mälzereigebäude.
Die Baufirma F.&A.Ludwig ist die hauptsächliche oder einzige Erbauerin der Badischen Brauerei. Zahlreiche Entwürfe stammen vermutlich vom Geschäftsführer und Architekten August Ludwig.
Der Komplex aus roten und gelben Backsteinen ist reich gegliedert. Gesimse, Lisenen, Rundbogen-Blendfelder und Konsolen-Fries unterhalb des Traufgesimses werden später dem Historismus, in erster Linie der Neoromanik zugeordnet.
Im Plan von 1899 sind alle für eine Brauerei erforderlichen Teile verzeichnet, u.a. Kohlekraftwerk, Dampfmaschine, Kältemaschine, Stallungen und Dunggrube. Die Gewölbekeller sind aus Sand- und Ziegelsteinen erbaut und haben eine Scheitelhöhe bis zu 5,20 m. Das Mälzereigebäude entsteht, vermutlich aushubsparend an der Stelle der früheren Schießwand. Die große Menge an Ziegelsteinen stammt möglicherweise aus versch. Tongruben und Ziegelbrennereien. So gibt es Varianten bzgl. Farben und Haltbarkeit.
Die Keller haben eine Gesamtfläche von ca. 2700m², die Erd- und Obergeschosse von ca. 9000m². Es gibt Stallplätze für 17 Pferde. Der Hof ist teilweise überdacht. Ein eigener Brunnen ist vorhanden.

Quelle: Stadtarchiv Mannheim, Nachlass Ludwig, Nr. 21.

1888
Das Eigenkapital wird um 600.000 M aufgestockt.
Die ersten Dampfmaschinen waren liegende Einzylinder-Ventilmaschinen mit 40 bis 60 PS von der Maschinenfabrik Augsburg (später MAN). Sie trugen die Fabr.-Nr. 860 von 1886 und 1101 von 1888.
Wahrscheinlich am 5.August fährt Bertha Benz (39 Jahre) an der Badischen Brauerei vorbei nach Feudenheim. Mit ihren Söhnen Eugen (15) und Richard (13) unternimmt sie die spektakuläre Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim, die erste Überlandfahrt mit einem Kraftfahrzeug. Vgl. www.bertha-benz.de
1889
Die Badische Brauerei übernimmt in Heidelberg die Brauereien »Neues Essighaus« und »Diemerei«.
Der Generalanzeiger berichtet von einem »Strike sämmtlicher Brauergehilfen« wegen versagter Lohnaufbesserung, was am Folgetag als »kleine Meinungsdifferenzen« neu berichtet wird.
Einladung an die »Herren Actionäre« der Badischen Brauerei AG, die Malzfabrik und andere Neuanlagen »in Augenschein zu nehmen«. Damit ist die Errichtung aller großen Gebäude für die Brauerei abgeschlossen.
Die Badische Brauerei wird erstmals namentlich im Bericht der Handelskammer erwähnt. Sie ist der drittgrößte Biersteuerzahler in Mannheim und produziert fast nur für Abnehmer im Land Baden. Die beiden größeren Konkurrenten Eichbaum und Mayerhof sind dagegen stark im Export.
1890
In der Generalversammlung sind 786 Aktien vertreten. Christoph Hofmann verläßt den Vorstand, Emil Thiemann folgt ihm. Der Verkauf von Flaschenbier »findet Anklang«. Es gibt wirtschaftliche Probleme und Meinungsverschiedenheiten über die Richtigkeit eines Bilanzpostens.
Für Firmen gibt es noch keine festgelegten Signets und Schriften, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts üblich werden. So mutet heute das Schild der Badischen Brauerei von ca. 1890 etwas seltsam an. Der Textinhalt ist die Information. Ein Logo als Sinnbild und Wiedererkennungsmerkmal sowie eine eigens für das Unternehmen gestaltete Schrift fehlen.

1891
Eine Klage von Christoph Hofmann gegen die Badische Brauerei wird vor Gericht verhandelt.
1892
Mannheimer Wirte sehen ihren Ausschank durch die Flaschenbierproduktion der Brauereien beeinträchtigt, da jetzt zu Hause statt im Wirtshaus getrunken wird.
Der Kronkorken-Flaschenverschluss erhält in den USA ein Patent.
1893
Die Badische Brauerei ist nach Eichbaum der zweitgrößte Biersteuerzahler in Mannheim und bleibt dies über fünfzehn Jahre. Im Export bleibt sie lange an dritter Stelle. Die Badische Brauerei verkauft 1606 m² für 4.818 Mark an die Eichbaum-Brauerei.
1896
Auf dem Schützenfestplatz zum XV. Verbandsschießen wird nur Bier der Badischen Brauerei ausgeschenkt. Brauereidirector Richard Sauerbeck ist „Ehrenmitglied des Central-Comité im Gesammt-Festausschuß“, zugleich auch Präsident des Badischen Sängerbunds, und hat wahrscheinlich zur exklusiven Ausschankposition der Badischen Brauerei beigetragen.


1897
Dank der Eisenbahn geht der Export über den regionalen Markt hinaus. Der Name der Badischen Brauerei wird bei Neujahrsgrüßen zur Kundenpflege eingesetzt.

1898
Nach Fertigstellung des neuen, größeren Sudhauses wird das alte zum »Braustübl« umgebaut.
1899
Die Fohlenweide auf dem "Militärschießplatz" wird in einen Park umgewandelt.